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Wissenschaftliches Twittern. Linguistische Bestandsaufnahme und method(olog)ische Auslotung, insbesondere mit Fokus auf Konferenztweets
Linguistik online, vol. 106, núm. 1, pp. 87-113, 2021
Universität Bern

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This work is licensed under a Creative Commons Attribution 3.0 Unported License.

DOI: https://doi.org/10.13092/lo.106.7511

Resümee: The article deals with the use of the platform Twitter for internal scholarly communication from the perspective of contrastive linguistics of academic language. Since such a genuinely linguistic perspective on the scholarly use of Twitter is largely new, it is merely possible to take stock of the interdisciplinary dicussion of the phenomenon on the one hand and to methodologically/ methodically explore a linguistic approach to it on the other. The perspective presented here combines a genuinely pragmatic approach to the analysis of scholarly language with media linguistic principles and terms that make it possible to compare recent and historical developments in scientific communication.

1 Ausgangspunkt und Vorgehen

Die linguistische Erforschung von Wissenschaftsund Hochschulkommunikation kann mit ihrem Ausgangspunkt in den 1980er Jahren noch als verhältnismäßig jung bezeichnet werden. Ihre Forschungsschwerpunkte wurden und werden seit dem maßgeblich von den Potenzialen der Anwendbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse bestimmt (cf. beispielsweise Ehlich 2010): Zentral sind hier einerseits die Didaktik der Wissenschaftssprache(n) im Allgemeinen und ihre je kulturund fachspezifischen (diskursiven wie textuellen) Gattungen im Besonderen; andererseits liegt ein zentrales Erkenntnisinteresse ebenso in der Erforschung wissenschaftlicher Mehrsprachigkeit als Potenzial und Ressource gerade für den Prozess des Erkennens selbst.

Aus beiden Perspektiven heraus wurde den rezenteren Entwicklungen der internen Wissenchaftskommunikation, die durch die Digitalisierung angestoßen wurden, natürlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Entwicklungen können als Abzweckungsversuch oder -prozess beobachtet werden, in den sich die Domäne Wissenschaft mit den Kommunikationsformen des WWW aktuell verstrickt sieht. Online Publishing, Open Access, Online-Repositorien, soziale Netzwerke wie Academia.edu, wissenschaftliches Bloggen und Twittern können hier zunächst ganz unsystematisch als Schlagworte Aspekte umreißen, die den kommunikativen Haushalt der Wissenschaft zunehmend umarrangieren (cf. König 2020). Demgegenüber sind E-Mail und Mailingliste ebenso Homepages und digitale Datenbanken und Recherchetools mittlerweile in ihrem Status unhinterfragt fest integrierte, wenngleich mehr oder weniger lieb gewonnene Bestandteile des tagtäglichen kommunikativen Geschäftes eines*er jeden Wissenschaftlers*in.

Diese Entwicklungen wurden selbstverständlich, wenngleich auch nicht sofort linguistisch, mit wissenschaftlichen Studien unterschiedlicher disziplinärer Provenienz begleitet. Die Kommunikationswissenschaft und Technikfolgenabschätzung haben hier in dem einen oder anderen Bereich den Anfang gemacht (cf. beispielsweise Neuberger 2014; Nentwich/König 2012; Nentwich 2003), ebenso wie auch die Informationswissenschaft in den digitalen Daten, die die Online-Kommunikation ja verhältnismäßig einfach liefert, zügig Forschungsgegenstände unterschiedlicher Art fand (cf. beispielsweise Tokar et al. 2012). Die genuin sprachwissenschaftliche Erforschung digitaler Wissenschaftskommunikation hat unterdessen auch begonnen und wird günstigstenfalls sowohl vor dem Hintergrund von Medienlinguistik als auch historischer Pragmatik betrieben (cf. beispielsweise Gloning/Fritz 2011).

Das vorliegende Papier widmet sich einem Gegenstand aus dem oben angedeuteten Spektrum vergleichsweise rezenter Entwicklungen.1 Dass Wissenschaftler*innen für unterschiedliche Zwecke Twitter unterschiedlich nutzen, ist bekannt; dass darin ein Aufwärtstrend zu erkennen ist, auch (für das deutschsprachige Twittern siehe beispielsweise Lugger 2012).2 Genuin linguistische Forschung gibt es dazu m. W. noch nicht; Forschung, die i. S. einer kontrastiven Wissenschaftssprachenlinguistik sinnvolle Vergleichspunkte entwickelt und systematisch analysiert, ebenso wenig.3 Um eine solche zu fundieren, wird im Folgenden zunächst der interdisziplinäre Forschungsstand zum Phänomen gesichtet und entsprechend der unterschiedlichen, darin auffindbaren Teilphänomene strukturiert dargestellt (siehe Kapitel 2). Dem wird eine methodologische Kritik anzuschließen sein (siehe Kapitel 3), die in einer solchen Perspektive vorgebracht wird, dass sie für die (nicht zuletzt kontrastive) Wissenschaftssprachenund -kommunikationsforschung methodische Prinzipien erkennbar werden lässt, die dem Phänomen in seiner Vielschichtigkeit angemessen sind. Dafür wird exemplarisch eine spezifische und augenscheinlich ausgesprochen relevante Praktik wissenschaftlichen Twitterns herausgegriffen, nämlich das konferenzbegleitende Twittern. Ausblickend können dann nur noch einige Linien skizziert werden, die andeuten, in welchen Vergleichsdimensionen eine kontrastive Linguistik wissenschaftlichen Twitterns ihre spezifischen Forschungsfragen finden kann (siehe Kapitel 4).

2 Zum interdisziplinären Forschungsstand

Die Publikationen, die sich mit Twitter für Zwecke der (internen) Wissenschaftskommunikation4 beschäftigen, können aktuell vielleicht am sinnvollsten in zwei Gruppen eingeteilt werden. Diese bringen ihrer Natur entsprechend jeweils unterschiedliche Formen des Wissens über wissenschaftliches Twittern hervor. Während die erste Gruppe von Publikationen maßgeblich den selbst praktizierenden und überzeugten Twitter-Nutzer*innen unter den Wissenschaftler*innen entstammt, mit denen aber nicht dezidiert (disziplinäre) Forschungszwecke verfolgt werden, wird die zweite Gruppe von Publikationen von Wissenschaftler*innen verfasst, die mit diesen dezidiert Forschungsarbeiten zu unterschiedlichen Ausprägungen des wissenschaftlichen Twitterns vorgelegen.5

2.1 Zu den Ethnotheorien wissenschaftlichen Twitterns

Die Auffassungen und Vorstellungen, die die erste Gruppe von Publikationen über das Verhältnis von Wissenschaft und Twitter und insbesondere dem Nutzen von letzterem für erstere zeigen, müssen m. E. als Ethnotheorien adressiert werden. Diese gehen – wie man mit Ingwer Paul (1999) sagen könnte – auf handlungsentlastete Reflexionen der Praktiker*innen zurück, die freilich aber nicht nur reichhaltig von der Praxis selbst informiert, sondern von dieser auch noch stark affiziert sind. Insofern sich in diesen Auffassungen und Vorstellungen mehr „das handlungspraktische Wissen“ der Akteure widerspiegelt als ein „theoretisches“ oder systematisiertes Wissen, handelt es sich dabei also mehr um „Ethnotheorien“ (Ehlich 1986: 54) der twitternden Wissenschaftler*innen als um medien-, kommunikationsoder sprachwissenschaftlich (oder sonst wie disziplinär zugerichtete) Theorien. Aus dieser Gruppe der Praktiker*innen geben jene einen ausgesprochen plastischen Einblick in die Ethnotheorien vom wissenschaftlichen Twittern, die mit Hinweisen dazu Texte veröffentlichen, denen deshalb ein Ratgeber-Status zugesprochen werden kann (cf. beispielsweise König 2015; Geu 2017; Kwakkel 2012; Mollett/Moran/Dunleavy 2011).6

Wendet man sich den zu analysierenden kommunikativen Praktiken zunächst anhand von Ethnokategorien zu, anstatt diese sofort mit Altrokategorien diverser disziplinärer Provenienz zu übergehen, erfährt man „etwas darüber, wie die Sprachbenutzerinnen und -benutzer selbst ihre Praktiken wahrnehmen und deuten“ (Luginbühl/Perrin 2011: 594). Auf diese Weise werden also deren „alltagstheoretische, unsystematische und oft implizite Vorstellungen“ über ihr eigenes Tun zugänglich (ibd.). Eine solche Perspektive erweist sich für die kontrastive Wissenschaftssprachenforschung gerade deswegen als fruchtbar, weil so die (differenten) Wissenshintergründe mithin die Erwartungsstrukturen und Bewertungsbasen der Akteure selbst zugänglich werden, die einer Praktik ihre spezifische soziokulturelle Bedeutsamkeit geben und mithin ihren aktuellen Ort im kommunikativen Haushalt der infrage stehenden Domäne zuweisen. Aus solchen Wissenshintergründen können dann auch begründet einige der relevanten Vergleichshorizonte (siehe Kapitel 4) abgeleitet werden, die sich für die Rekonstruktion einer sprachlichkommunikativen Praktik nicht nur als angemessen, sondern auch als notwendig erweisen.7

Naturgemäß sind die erwähnten „Rategeber“-Texte i. d. R. von den Vorteilen her perspektiviert und sprechen dem wissenschaftlichen Twittern umfängliche Potenziale zu.8 So könne es „in allen Bereichen des wissenschaftlichen Arbeitens […] zum Einsatz kommen“ (König 2013: 408; cf. Mollett/Moran/Dunleavy 2011: 7). Twitter, als meistgenutzte unter den sog. Microblogging-Plattformen, diene „zur tagesaktuellen Informationssuche, zur Verbreitung von Nachrichten, zum Austausch über einen wissenschaftlichen Gegenstand, zur internen und externen Kommunikation und zur Vernetzung mit Gleichgesinnten“ (König 2013: 408). Je nachdem, wie stark Twitter als Instrument der Selbstvermarktung begriffen wird, treten Erwägungen zum Nutzen für den Forschungsprozess selbst mehr oder weniger deutlich in den Hintergrund (cf. Geu 2017; Kwakkel 2013).

Als gewichtige Punkte erscheinen bei einer sog. Social Network Platform wie Twitter selbstverständlich die Möglichkeiten zur Vernetzung mit Kolleg*innen. Hier sei es – wie beispielsweise König (2015) feststellt – gerade die Niedrigschwelligkeit bzw. seien es die geringen Partizipationshürden und -verbindlichkeiten,9 die sowohl gegenüber den zeitlich stark begrenzten Konferenzen als auch gegenüber den eher formellen Kontaktnahmen via E-Mail als vorteilig eingeschätzt werden, um „das eigene Netzwerk erheblich zu erweitern und besser Kontakt [zu] halten“ (ibd.).

Demgegenüber kommt man bei Twitter – auch aus der Perspektive überzeugter Praktiker*innen – natürlich nicht um eine Diskussion der Zeichenbegrenzung herum – gerade im Kontext wissenschaftlich beinahe unumgänglicher Ausführlichkeit:

Yet how can such a brief medium have any relevance to universities and academia, where journal articles are 3,000 to 8,000 words long, and where books contain 80,000 words? Can anything of academic value even be said in just 140 characters?

(Mollett/Moran/Dunleavy 2011: 1)

Die Einschätzungen erscheinen hier mitunter widersprüchlich, weil einerseits zugestanden wird, dass in 140 bzw. 280 Zeichen10 genuin wissenschaftliche Diskussionen nicht möglich seien, man andererseits – gerade im Kontext von Konferenzen – überzeugt ist (siehe z. B. das untere Zitat), dass auf Twitter „zweite Diskussionsebene[n]“ entstehen könnten.

Natürlich können in 140 Zeichen keine inhaltlich tiefgehenden Aussagen getroffen oder wissenschaftliche Diskussionen geführt werden. Aber mit Twitter kann man Links verschicken und auf wissenschaftlich relevante Texte, Veranstaltungen oder Ausstellungen hinweisen sowie Fragen stellen und beantworten. Twitter eignet sich daher sehr gut für ein thematisches Monitoring, da man Kenntnis davon erhält, was die Fachkolleginnen und Kollegen gerade lesen, publiziert haben oder empfehlen und an welchen Veranstaltungen sie teilnehmen.

(König 2013: 408)

Im wissenschaftlichen Alltag, so könnte man an diese Passage anschließen, spiele Twitter nicht nur eine entscheidende Rolle fürs Netzwerken, sondern vielmehr auch eine immer wichtiger werdende Rolle für das Aufmerksamkeitsmanagement diverser twitteraffiner Communitys, das sich hier v. a. auf forschungsrelevante Neuigkeiten (beispielsweise Publikationen, Lektüren, Konferenzen) konzentriert. Diesen professionsbezogenen Neuigkeiten sind aber i. d. R. viele informelle und private Tweets beigemengt, da Twitter-Accounts häufig sowohl (mehr oder weniger) privat als auch professionsgebunden genutzt werden.

Neben dieses äußerst heterogene Alltagsgeschäft twitternder Wissenschaftlicher*innen tritt eines, das an wissenschaftliche Veranstaltungen wie Tagungen oder Workshops gebunden ist. Aufgrund der Anlassgebundenheit ist diese Praktik konferenzbegleitenden Twitterns viel leichter zu konturieren – nicht zuletzt deswegen, weil veranstaltungsgebundene Hashtags (#tag) einen Überblick über eine zeitlich begrenzte und thematisch orientierte Episode gemeinsamen Twitterns erkennbar werden lassen. Je nachdem wie twitteraffin eine Disziplin oder Community ist, ist konferenzbegleitendes Twittern bereits weithin gängiger Usus. In jedem Falle spiegelt sich auch hier der allgemeine Trend der Wissenschaft hin zur zunehmenden Adaption von Twitter für domänenspezifische Zwecke wider. Der Grund für diese „stark zunehmende Bedeutung“ (siehe unten) wird dabei immer wieder auf die kommunikationsstrukturelle Spezifik von Konferenzen zurückgeführt.

Der Grund [für diese zunehmende Bedeutung] liegt in der für Konferenzen typischen und als unbefriedigend empfundenen Kommunikationssituation, dass eine Person spricht und vorträgt, während die anderen zuhören […]. Diskussion und Austausch kommen dabei regelmäßig zu kurz. Über Twitter dagegen können die Wissenschaftler/-innen die interessantesten oder wichtigsten Aussagen zusammenfassen, kommentieren und die Atmosphäre der Tagung beschreiben. […] Auf diese Weise entsteht eine zweite Diskussionsebene, die allen Teilnehmer/-innen vor Ort über eine sogenannte Twitterwall zugänglich gemacht werden kann. […] Personen, die nicht auf der Tagung anwesend sind, können die Nachrichten ebenfalls verfolgen. Die Tweets fungieren damit als ein ‚micro-gebloggter und mit Fotos und Links angereicherter Tagungsbericht, der live und vielstimmig in die Fachöffentlichkeit gezwitschert wird‘ (König 2011).

(König 2013: 408; Herv. im Original)

Mit „Diskussion“ und „Bericht“ klingen hier zwei recht unterschiedliche Vergleichspunkte klassischer Gattungen der internen Wissenschaftskommunikation an, die unter den komplexen veränderten medialen Bedingungen charakteristischen Transformationen unterliegen dürften, die es erst noch zu beschreiben gilt.

Diese gattungsstrukturellen Spezifika und ihre Veränderungen sind freilich in der bisher vorliegenden Forschung zum wissenschaftlichen Twittern nur wenig im Fokus. Wie bereits erwähnt, haben diese ersten Analyseschritte andere Disziplinen als die Sprachwissenschaft gemacht.

2.2 Überblick über die bisherigen Forschungsergebnisse zum wissenschaftlichen Twittern

Aus dem Bereich der Technikfolgenabschätzung haben Nentwich/König (2012) eine empirisch fundierte Potenzialanalyse vorgelegt (cf. auch Herwig et al. 2009). Mit Blick auf kommunikationsstrukturelle Bedingungen, wie sie auch medienlinguistisch systematisiert und als Kommunikationsformen beschrieben werden (cf. dazu beispielsweise Dürscheid 2005; Holly 2011; Brock/Schildhauer 2017; Meiler 2018: 103–145), beschreiben sie Tweets als internet-öffentlich; beschränkt im Zeichenumfang; anreicherbar um Bilder, Videos, Töne und hinsichtlich der Zeitdimension komplex zu charakterisieren: Wenngleich Twitter keine synchrone Kommunikation temporaler Kopräsenz ermöglicht bzw. abverlangt, so sorgt die konstante Aktualisierung der (unterschiedlichen) Twitter-Feeds doch für potenziell zeitnahe Rezeption und Reaktion auf jeden Tweet (cf. Nentwich/König 2012: 50–54). Da Tweets darüber hinaus trotz Speicherung nicht lange ohne Probleme über die plattformeigenen Funktionalitäten zugänglich und durchsuchbar bleiben (cf. ibd.: 54), kann der gesamten Plattform eine Affordanz zur „aktuellen Kommunikation“ zugeordnet werden. Im Sinne der Unterscheidung von Ehlich (2007) deutet sich hier bereits an, dass Tweets kommunikationsstrukturell sowohl textuelle wie auch diskursive Charakteristika in sich vereinen (cf. Meiler 2020a; Honeycutt/Herring 2009), denen im Hinblick auf ihre Folgen für das sprachliche Handeln (im speziellen in der Domäne Wissenschaft) genauer nachgegangen werden müsste.11

Although, at first sight, messages that are only a few characters long and not properly archived do not seem to be particularly functional in science and research, a second look reveals that an increasing number of scholars frequently use microblogging for a variety of research-related purposes.

(Nentwich/König 2012: 54)

Unter diesen domänenspezifischen Zwecken versammeln sie u. a. Wissenssowie Informationsverbreitung und -austausch, Bekanntmachung beispielsweise von Veranstaltungen und Publikationen, Parallelkanal zu Konferenzen, Netzwerkund Beziehungspflege, externe Wissenschaftskommunikation und auch Wissenschaftsmarketing (cf. ibd.: 55f.). Typische Nutzungsweisen von Twitter für wissenschaftliche Zwecke bzw. die kommunikativen Funktionen der entsprechenden Tweets veranschaulichen Nentwich/König (2012; cf. auch Herwig et al. 2009: 13f.) in Abwandlung jener Aufforderungen, die plattformseitig typischerweise in den Eingabfeldern zu finden sind – aktuell bei Twitter: „Was gibt’s neues?“ – mit den folgenden sechs Fragen:

  1. - Which event do you wish to draw attention to? […]

  2. - Which publication do you wish to draw attention to? […]

  3. - What are you currently reading? […]

  4. - Do you have a short question? […]

  5. - Would you like to coordinate common activities? […]

  6. (Nentwich/König 2012: 59f., im Orig. kursiv)

und die eher informell/privat orientierte Frage:

  1. - What is affecting you right now? (ibd.: 60, im Orig. kursiv)

Mit Blick auf die Übergängigkeit zwischen professionsgebundener und privater Nutzung desselben Twitter-Accounts diskutieren sie auch, welche Rolle Social Network Platforms wie Twitter im Allgemeinen für die Gemeinschaftsstiftung in räumlich verteilt arbeitenden Teams, Fachcommunitys und Disziplinen spielen können/werden: Allein bereits die Möglichkeit des Followings scheint die lose „Cliquen-Bildung“ zu befördern (cf. ibd.: 60–62). Diese losen Gemeinschaften, die mehr oder weniger regelmäßig wechselseitig voneinander Notiz nehmen, können sich an Themen knüpfen (organisiert über Hashtags oder Listen), um akademische Institutionen herum bilden (wenn diese selbst einen Twitter-Account unterhalten) und über die (mehr oder weniger informellen) Netzwerke zwischen Kolleg*innen entstehen.

Die Formen des Twitterns im Wissenschaftsalltag zu erforschen, stellt sich – allein schon aufgrund der Mischung privater und fachlicher Tweets im selben Account (cf. beispielsweise Herwig et al. 2009: 24) – methodisch als wesentlich schwieriger bzw. aufwendiger dar, als konferenzbegleitendes Twittern zu erforschen. Sowohl die Bestimmung des Gegenstands, die Eingrenzung eines Korpus und auch dessen Erhebung lassen sich hier viel einfacher gemäß den Maßstäben begründen und durchführen, die auch für die Aktivitäten der Akteur*innen selbst von Relevanz sind (siehe Kapitel 3).

Tabelle 1
„Typical uses of microblogging during conferences“ (Tabelle nach Nentwich/König 2012: 63)

U. a. auf Basis von Reinhardt et al. (2009) und Herwig et al. (2009) kommen Nentwich/König (2012) zu den obigen, nach Phasen und Rollen differenzierten Zwecken, die mittels KonferenzTweets typischerweise kommunikativ bearbeitet werden (siehe Tabelle 1). Für die Erkenntnisinteressen, die die Wissenschaftssprachenforschung i. d. R. fokussiert, dürften in Tabelle 1 v. a. jene Aktivitäten von Interesse sein, die den Teilnehmer*innen in der Zeit während der Konferenz zugeschrieben werden.12

Insgesamt könne die Twitternutzung auf diese Weise zur Organisation, inhaltlichen Diskussion und zur Vernetzung unter Kolleg*innen sowie auch zur Dokumentation von bzw. zur „LiveBerichterstattung“ über Konferenzen beitragen (cf. ibd.: 64). Gerade der Dokumentation (i. S. eines klassischen Konferenzberichts) sind aufgrund der oben erwähnten Plattformen-Beschränkungen handfeste Grenzen gesetzt (cf. ibd.), weswegen die Rolle der Live-Berichterstattung i. S. einer über die Anwesenheit am Konferenzort hinausgehende Sichtbarmachung der Konferenz praktisch mehr Gewicht zukommen dürfte. Wie stark dabei genuin wissenschaftskommunikative Zwecke (beispielsweise i. S. v. Thielmann 2015: 4 und Meiler 2018: 529) bearbeitet werden, ist nach meiner Auffassung eine empirisch zu klärende und bisher noch nicht adressierte Forschungsfrage.

Ein besonderes Format, das man auf Konferenzen in der einen oder anderen Gestalt mitunter antrifft, ist die sog. Twitterwall (cf. Herwig et al. 2009: 18; Nentwich/König 2012: 63f.). Hierbei handelt es sich um eine Projektion, die mehr oder weniger kuratiert, Tweets mit Bezug auf die aktuelle Konferenz oder den aktuellen Vortrag in einem Life-Feed zusammenführt. Die Funktionalität solcher Twitterwalls wird unterschiedlich eingeschätzt und hängt sicherlich davon ab, wo sich die Projektion befindet: beispielsweise im Foyer des Veranstaltungsortes oder neben der PPT-Projektion zum aktuellen Vortrag (gewissermaßen hinter dem Rücken der jeweils Vortragenden) (cf. Ziebarth/Engler/Hoppe 2011; Puschmann 2014: 99).

Ein anderer Zweig von Twitter-Studien, die für die hier verfolgte Frage relevant sind, entstammt den Bereichen der Kommunikationsund Informationswissenschaft sowie der angewandten Informatik und der Bildungswissenschaft. Kennzeichnend für diese Studien ist ihr hauptsächlich quantitativer Zugriff auf das Phänomen. Dies hat zur Folge, dass hier maßgeblich die einzelnen Tweets als empirisch vorfindliches und zu analysierendes Phänomen im Mittelpunkt stehen.13 Die betreffenden Studien sind aber häufig dadurch charakterisiert, dass der Begriff vom untersuchten Gegenstand Wissenschaftskommunikation nicht expliziert wird, unterkomplex bleibt oder zirkelschließend formuliert ist:

Scientific communication is typically perceived as a process of publishing scientific publications and of citing other scientists’ publications. The disciplines of bibliometrics and scientometrics have established procedures for measuring scientific output based on publications and scientific reputation based on citations.

(Weller/Puschmann 2011: 1)

Im Zitat wird zudem deutlich, dass die Erkenntnisinteressen solcher Studien natürlich nicht in erster Linie unmittelbar auf Erhellung einer sprachlich-kommunikativen Praktik gerichtet sind, sondern unterschiedliche weiterführende (Anwendungs-)Kontexte informieren sollen (wie beispielsweise die Bibliound Szientometrie14 oder die Praxis selbst).

Aus den Studien dieses Forschungszweiges seien jene Befunde wiedergegeben, die einen allgemeinen Eindruck vom wissenschaftlichen Twittern geben. So konstatieren Letierce et al. (cf. 2010: 4) beispielsweise, dass in wissenschaftlichen Tweets Hashtags und Retweets signifikant häufiger zu beobachten sind als in willkürlich erhobenen Tweet-Samples. Die Operationen, die die Plattform ermöglicht (#tag, @reply, @mention, Retweet), indizierten in ihrer Nutzung maßgeblich wissenschaftsinterne Aktivität – es werden kommunikativ also v. a. die Peers adressiert (cf. ibd.: 7f.). Zudem enthalten mit 55 % jener wissenschaftlicher Tweets, die unabhängig von Konferenzen entstehen, signifikant mehr als im Durchschnitt Links zu externen Inhalten (cf. Weller/Puschmann 2011: 4). Diese Verlinkungen werden mehr oder weniger implizit mit den konventionellen wissenschaftlichen Zitationspraktiken kontrastiert (cf. Weller/Dröge/Puschmann 2011; Priem/Costello 2010), ohne dabei allerdings – beispielsweise vor dem Hintergrund linguistischer Befunde (cf. beispielsweise Steinseifer 2014; Jakobs 1999) – explizite Vergleichsanalysen von Form und Funktion vorzunehmen.

Speziell für das konferenzbegleitende Twittern, konnte gezeigt werden, dass die Aktivitäten auf Twitter mit jenen offline mitunter deutlich korrespondieren und sich so Verlaufskurven beobachten lassen (cf. Letierce et al. 2010: 5; Ebner/Reinhardt 2009: 4). Diese rein quantitativen Aktivitätskennzahlen samt ihrer Visualisierungen können dann beispielsweise mit den quantitativ relevantesten Ausdrücken, Phrasen oder Hashtags verbunden werden, „in order to trace centers of attention“ (ibd.: 5), die eine Konferenz bestimmen, oder „to measure the overall opinion of the talks […], thereby providing useful feedback for presenters“ (Stankovic/Rowe/ Laublet 2010: 4).

Zu solchen Ansätzen ist einerseits zu sagen, dass sich konstruktives Feedback in der Wissenschaft nicht mittels eines gemessenen Meinungsdurchschnitts geben lässt und – wie verschiedentlich auch bemerkt – kaum sinnvoll (i. S. v. ‚verstehbar‘) aus quantitativen Daten gewonnen werden kann (cf. Ebner/Reinhardt 2009: 5; Ross et al. 2011). Andererseits scheint den Untersuchungen zum konferenzbegleitenden Twittern die mehr oder weniger explizite Annahme gemeinsam zu sein, dass es sich dabei um eine Art digitaler backchannel communication zur Konferenz bzw. den einzelnen Vorträgen handele (cf. Ross et al. 2011; Kimmons/Veletsianos 2016; Risser/Waddell 2018).15 Mit dieser Annahme ist die Zweckanalyse des betreffenden Twitterns aber freilich bereits implizit vollzogen, ohne explizit diskutiert und aus den Daten hergeleitet und überprüft worden zu sein. Ebenso scheint der Begriff „backchannel“ mehr heuristisch als systematisch im Hinblick darauf bestimmt zu sein, was formal und funktional unter backchannel communication verstanden werden kann (und was nicht).

Mit unterschiedlichen Methoden (Befragung, (offenes) Kodieren von Tweets, Interviews) wurde – häufig in einer solchen, eben umrissenen Perspektive – auch versucht, zu ermitteln, warum im Rahmen von Konferenzen getwittert wird. Man spricht dann von den Intentionen, Zwecken oder Motiven des konferenzbegleitenden Twitterns (cf. Reinhardt et al. 2009; Ross et al. 2011; Dröge et al. 2011). Auf die damit erarbeiteten Kategorienkataloge16 kann hier nicht im Einzelnen eingegangen werden. Die Benennung der Kategorien (siehe Fußnote 16) und auch die in den betreffenden Studien sporadisch gegebenen Beispiele machen aber deutlich, wie wichtig hier nicht nur für die Analyse der sprachlichen Form, sondern auch für eine domänen-adäquate Zweckanalyse eine sozialbzw. kulturanalytisch orientierte Kommunikationslinguistik ist. Denn die Doppelbödigkeit von Wissenschaftskommunikation, zum Beispiel in ihrer illokutiven Dimension (cf. Ehlich 1993; Thielmann 2015; Meiler 2018: 161–175, 535–546), erschließt sich mit einem hermeneutisch nicht vorinformierten, mehr oder weniger offenen Kodierverfahren nicht unbedingt.

Insgesamt bleibt der Einblick, den diese Studien in die unterschiedlichen Praktiken wissenschaftlichen Twitterns geben, gemessen an den Erkenntnisinteressen, die eine linguistische Beschäftigung mit dem Gegenstand zum Beispiel in der Tradition der (kontrastiven) Wissenschaftssprachenforschung verfolgen würde, relativ oberflächlich. Dies zeigt sich beispielsweise auch in dem Befund von Kimmons/Veletsianos (2016: 461), dass „students“ und „professors“ im Hinblick auf den Hashtag-Gebrauch Twitter im Rahmen der von ihnen untersuchten Konferenzen erkennbar unterschiedlich nutzten. Warum sich Unterschiede zeigten, warum sie sich auf die dort geschilderte Weise zeigten und in welcher Relation diese Unterschiede mit den Rollenkategorien „student“ und „professor“ stehen, kann mit den gewählten Methoden dann aber nur spekuliert werden.

Das Interesse einer kontrastiven Wissenschaftssprachenforschung, die sich dieses Phänomens annähme, ginge deutlich über eine solche Quantifizierung von Plattformaktivitäten (Favs/ Likes, Retweets, @-Replies, @-Mentions, Links, Einbinden von Bildern/Videos) und über bloß inhaltsanalytische Kategorisierungen der Tweets hinaus. Zu erhellen wäre demgegenüber, mit welchen sprachlichen/kommunikativen Formen auf Twitter welche domänen-spezifischen Zwecke bearbeitet werden, welche Rolle Twitter also für welche Bereiche der internen Wissenschaftskommunikation de facto spielt. Dies ist ohne den Vergleich zu anderen Praktiken interner Wissenschaftskommunikation kaum präzise zu erhellen (cf. Meiler i. Dr.). – Aus einer konkreten Richtung perspektiviert, könnte man fragen, ob und wie Twitter wirklich (auch) der diskursiven Ko-Konstruktion von wissenschaftlichem Wissen dient, wie es beide vorgängig referierte Stränge der Reflexion und Analyse wissenschaftlichen Twitterns immer wieder unterstellen, und was gegenüber anderen Ko-Konstruktionsprozessen ihr Spezifikum ist.

3 Methodologische Kritik und methodische Herausforderungen

Wie aus den vorgängigen Ausführungen deutlich geworden sein sollte, nähern sich die referierten Studien auf je unterschiedlichen Wegen (μέθοδοι) dem zu untersuchenden Phänomen. Wissenschaftstheoretisch ist bei der Wahl des einen oder des anderen Weges immer zu reflektieren, in welcher Weise die gewählten Forschungsmethoden Anteil an der Gegenstandskonstitution haben (cf. dazu beispielsweise Kalthoff 2010; Flick 2011: Kapitel 2). Das folgende Kapitel soll methodologische Herausforderungen diskutieren, die notwendigerweise zu reflektieren sind, wenn konferenzbegleitendes Twittern insbesondere linguistisch erforscht werden soll. Dabei wird versucht, das Phänomen konferenzbegleitendes Twittern (zumindest andeutungsweise) in seiner maximalen Komplexität in den Blick zu bekommen und die methodischen Herausforderungen und Konsequenzen einer damit konfrontierten Gegenstandskonstitution auszubuchstabieren. Nach der hier vertretenen Auffassung müsste eine kulturanalytisch orientierte, kontrastive Wissenschaftssprachenforschung diese Konsequenzen ernst nehmen.17

3.1 Zwei methodologische Perspektiven – zwei unterschiedliche Gegenstände

Es wurde bereits angedeutet, dass die in Kapitel 2 referierten Studien sich charakteristisch darin unterscheiden, welche Rolle die einzelnen Tweets im jeweiligen Forschungsdesign spielen. Während die Studien der Technikfolgenabschätzung neben den Metastudien und Interviews maßgeblich – im Sinne teilnehmender Beobachtung – auf der eigenen handlungspraktischen Vertrautheit mit den jeweiligen Phänomenen beruhen und auch deren medientechnische Funktionalitäten analysieren, spielen einzelne Tweets, Tweetsequenzen und ihre kommunikative Gestalt eine nur untergeordnete Rolle. Man könnte vielleicht sagen, dass die Tweets bzw. das Twittern hier das Medium der teilnehmenden Beobachtung auf der Plattform darstellen bzw. darstellt. Konferenzbegleitendes Twittern gerät auf diese Weise als Praktik von mittlerer Größenordnung bzw. Reichweite in den Blick. Gleichwohl erfährt man beispielsweise in Nentwich/König (cf. 2012: 15f.) ausgesprochen wenig über die Einzelheiten des methodischen Vorgehens für die von ihnen jeweils untersuchten Zusammenhänge (wie z. B. das wissenschaftliche Twittern).

Bei den schwerpunktmäßig quantifizierenden Studien stellt sich das methodische Vorgehen diametral entgegengesetzt dar. Hier stehen die einzelnen Tweets im Vordergrund und werden als solche (massenhaft) erhoben. Demgegenüber werden Kenntnisse über ihre Entstehung in konkreten sozialen Kontexten (hier also u. a. die Konferenzen) und ihre praktische Verankerung in diesen nicht bzw. kaum thematisiert oder analysepraktisch herangezogen (oder müssen nachträglich aufwendig wieder eingeholt werden, worauf auch Bürger/Dang-Anh (cf. 2014: 290) in ihrer Überblicksdarstellung zu Methoden der Twitterforschung hinweisen).

Zwar – so wurde gesagt – werden hier die Tweets als einzelne erhoben, sie werden jedoch nicht als solche analysiert. Ihre situativ je konkrete kommunikative Gestalt tritt zugunsten einer datenbank-spezifischen Aufbereitung je unterschiedlicher Eigenschaften und deren Quantifizierung in den Hintergrund. Dies führt nicht zwangsläufig zu einem Verlust, wohl aber zu einer grundlegenden Transformation von Informationen, die plattformseitig über jeden einzelnen Tweet vorgehalten werden. Entscheidend ist dabei, dass diese Informationen nur vermittelt etwas mit der kommunikativen Realität der Tweets zu tun haben.

Dies kann mit einem Vergleich verdeutlich werden, der die zwei hier infrage stehenden Repräsentationsformen von Tweets exemplarisch veranschaulicht. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen Tweets aus demselben Korpus. Es handelt sich um die Tweets, die im Kontext der Arbeitstagung zur Gesprächsforschung (2017) mit dem Hashtag #AzG17 getwittert wurden. Beide Repräsentationsformen machen je unterschiedliche Eigenschaften bzw. Informationen sichtbar und somit forschungspraktisch zugänglich. Schnell wird hier aber auch deutlich, in welche Transformation und Reduktion die kommunikative Gestalt eines Tweets (wie sie sich in Abbildung 2 zeigt) gerät, wenn Tweets in eine Datenbank (wie in Abbildung 1 wiedergegeben) Eingang finden, welche Informationen danach dort noch vorhanden sind und nach welchen Parametern diese geordnet sind.


Abbildung 1
Ausschnitt (Screenshot) aus der Datenbank des Korpus #AzG17, erhoben mittels TAGS v6.1.1.


Abbildung 2
Screenshot eines einzelnen Tweets aus dem Korpus #AzG17 (Marx 2017)

Zudem sind die Informationen, die mit den Tweets über die Tweets erhoben werden, Metadaten spezifischer Art – sie sind Plattform-Daten (cf. Paßmann/Gerlitz 2014). Das bedeutet einerseits, dass sie formalen, funktionalen aber auch plattform-politischen Kriterien von Twitter entsprechen (cf. dazu ibd.: 4–6) und eben nicht Kriterien, die sich aus einem spezifisch wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse ableiten. Andererseits teilt sich aus Plattform-Daten nur ausgesprochen vermittelt mit, was die Akteure tatsächlich (und gemeinsam) tun – was sie also selbst in dem Sinne für so sinnvoll und relevant halten, dass es für ihre eigenen Twitter-Praktiken strukturbildend wirkt.

Indem Plattformaktivitäten eine direkte Verbindung zwischen Praktiken und den dabei erzeugten Daten herstellen, werden Daten von Nutzeraktivitäten aggregierbar. Inwiefern dabei aber tatsächlich Verhalten erfasst werden kann und wenn ja, welches, erscheint disputabel: Es handelt sich zwar um vorstrukturierte Aktivitäten, doch diese sind zugleich unterbestimmt.

(Paßmann/Gerlitz 2014: 2; Herv. von mir)18

Unabhängig von diesem methodisch reflektiert aufzulösenden Hiatus zwischen Plattformaktivitäten und Nutzerpraktiken muss aber zusätzlich bedacht werden, dass auch der Tweet in Abbildung 2 aus zweierlei Gründen ebenso in keiner authentischen Repräsentationsform gegeben ist. Einerseits ist er hier lediglich in einer Ansicht wiedergegeben, die man als die Nennform eines Tweets bezeichnen könnte – nämlich über seine individuelle URL. Diese hat aber kaum eine praxisbezogen kommunikative, sondern vor allem eine plattform-bezogene Relevanz. Im Twitteralltag wird diese Ansicht lediglich dann angezeigt, wenn es einzelne Mitteilungen zu einem Tweet gibt (beispielsweise, dass er geliket oder retweetet wurde oder wenn er einem zur Kenntnisnahme algorithmisch vorgeschlagen wird). Sowohl die Produktionswie auch die Rezeptionssituation von Tweets stellen sich demgegenüber aber anders dar (beispielsweise eingebunden in einen spezifischen, situativ und individuell selbst erzeugten Feed).

Andererseits ist es natürlich darüber hinaus ganz prinzipiell ein Trugschluss, eine visuelle Speicherung eines Tweets (wie in Abbildung 2 mit einem Screenshot) überhaupt für eine hinreichende Datengrundlage zu halten. Vergegenwärtigt man sich die komplexe Konstellation, in die ein Konferenz-Tweet eingebunden ist (oder typischerweise eingebunden sein kann), die sich visuell nicht mitteilt, sondern nur vermeintlich aus dieser Visualität selbst abgelesen oder besser: erschlossen werden kann, wird deutlich, wie viel alltagsund domänen-praktische Präsuppositionen in die interpretative Erschließung bereits eines so knappen Textes einfließen – bzw. bei fehlender methodischer Absicherung diese Erschließung entsprechend verfälschen.

Anders gesagt: Ohne wissensmäßige und medientechnische Vertrautheit mit der Praktik und mit dem Kontext selbst, aus dem heraus die Daten im Korpus stammen, erschließt sich – ein Erkenntnisinteresse an Twitter im Kontext von Konferenzen vorausgesetzt – nicht, was in ihnen eigentlich beobachtbar wird; es ließen sich die einzelnen Tweets also nur rudimentär interpretativ erschließen. Das wird vielleicht am sinnfälligsten, wenn man die zweifaltige temporale Struktur bedenkt, der ein Tweet angehört: online & offline. Beide Strukturebenen sind komplexe soziotechnisch organisierte Aktivitäten bzw. Praktiken, die eben zeitlich strukturiert sind, und sie hängen mehr oder weniger stark voneinander ab – je nachdem, welche Teilnehmer*innenperspektive (nur online oder online & offline) analytisch fokussiert wird.

Ich habe bis hier hin zwei Herangehensweisen bewusst pointiert gegeneinander gestellt. Buchstabierte man sie mit aller Konsequenz aus, erwiesen sich beide als nur wenig brauchbar: die eine Herangehensweise, weil sie zunehmend zu schlicht nicht zu bewältigender Vielfalt und Komplexität der Daten führt; die andere, weil sie zur unangemessenen Dekontextualisierung der Daten neigt. Methodologisch werden dabei zwei durchaus unterschiedliche Gegenstände konstruiert:

  1. - Die erste Herangehensweise begreift die Praktik des konferenzbegleitenden Twitterns als einen ausgesprochen komplexen und facettenreichen soziotechnischen Handlungsstrom (wie man mit Rückgriff auf einen techniksoziologischen Begriff sagen könnte; cf. Rammert/Schulz-Schaeffer 2002: 41) in einer konkreten Domäne. D. h. für die Hervorbringung dieser kommunikativen Praktik sind körperlich ebenso wie technisch bedingte Aspekte entscheidend (cf. Rammert/Schubert 2017), die sowohl Menschen (on/offline, ko/depräsent) und Nicht-Menschen, entsprechende Körperund Medien-Techniken sowie auch spezifische Wissensund Zeichenformen umfassen (cf. Meiler 2019). All diese ausgesprochen heterogenen Aspekte wären in ihrem strukturierten Zusammenspiel koordinierender und koordinierter Aktivitäten zu erfassen und formal wie funktional zu analysieren.

  2. - Demgegenüber konstituiert die zweite Herangehensweise einen Gegenstand, der eine große Menge von Kommunikaten, die eigenartig frei flottierend und unverbunden mit möglichen anderen Analysegrößen erscheinen und sich hauptsächlich durch jene Gemeinsamkeit auszeichnen, dass sie über einen Hashtag einen thematischen Bezug zu einer Konferenz (o. dgl.) anzeigen. Diese kaum überschaubare Menge von Kommunikaten formal und funktional zu analysieren, erweist sich dann sowohl aufgrund der Dekontextualisierung als auch aufgrund der Quantifizierung als ausgesprochen große Herausforderung, weswegen v. a. auf jene Informationen zurückgegriffen wird, die die Plattform mitliefert.

Aber bereits aufgrund der schlicht phänomenalen Extension des Phänomens19 wird ein methodischer Mittelweg, eine Beschränkung auf spezifische Aspekte, ein Herauslösen von Subkorpora notwendig sein, will man Wissenschaftssprache und -kommunikation auf Twitter weder reduktionistisch noch anhand von tendenziell idiosynkratischen Einzelfällen untersuchen.

3.2 Methodische Auslotung

Dang-Anh/Rüdiger (2015) plädieren vor dem Hintergrund dieses Spannungsfeldes aus kommunikationslinguistischer Perspektive für eine quantitativ informierte qualitative Kommunikationsanalyse: Diese sieht vor, mittels quantitativ ermittelbarer Salienzen in großen Korpora gleichzeitig relevante und qualitativ bewältigbare Datenmengen zu fokussieren20 und eingehenden hermeneutischen Analysen zugänglich zu machen, die dann in der Lage sind, der Situiertheit und Sequenzialität der kommunikativen Praktiken Rechnung zu tragen (vergleichbar auch Klemm/Michel 2014a). Das interpretative Aufschließen dieser fokussierten kommunikativen Einzelereignisse bedarf dabei selbstverständlich – wie oben bereits angedeutet – unterschiedlicher Ressourcen zur sinnhaften und sinnvollen Erschließung kommunikativer Oberflächen, die beispielsweise über ethnografische Methoden eingeholt werden können (cf. Dang-Anh/Rüdiger 2015: 64, 69). Eine intensive Vertrautheit mit dem Phänomen kann dabei bezüglich des konferenzbegleitenden Twitterns über teilnehmende Beobachtung bzw. beobachtende Teilnahme (cf. beispielsweise Hirschauer 2013; Honer 2012) aus den unterschiedlichen, strukturell möglichen Akteursperspektiven verhältnismäßig leicht erlangt werden – gerade im Vergleich zu anderen, ethnografisch sehr viel schwieriger zu erschließenden Domänen/Phänomenen.21

Zusätzlich zu diesem methodischen Zugang zum Feld ist selbstverständlich die Frage nach der Erhebung der Tweets und mithin welcher Tweets zu klären. Weller/Puschmann (2011: 2) diskutieren hier ganz allgemein für die Erforschung wissenschaftlichen Twitterns drei Möglichkeiten: Man könne (a) „tweets with scientific content or that link to scientific content“ oder (b) Tweets „based on persons“ bzw. (c) „based on hashtags“ erheben.

Während (a) praktisch undurchführbar ist, weil aus der Menge aller aktuell verfügbaren Tweets manuell jene ausgewählt werden müssten, die in welchem Umfang auch immer „wissenchaftlich“ sind (cf. ibd.), setzt (b) voraus, dass aus den Twitterprofilen und Tweets biografische Daten in einem ausreichenden Umfang ablesbar sind, um eine Identifikation als Wissenschaftler*in möglich zu machen (cf. ibd.). Insofern das möglich ist, kann damit beispielsweise die Nutzung von Twitter im Forschungsalltag im Hinblick auf unterschiedliche Aspekte analysiert werden (cf. beispielsweise Priem/Costello 2010; Veletsianos 2012).

Möglichkeit (c) ist für den hier gesetzten Schwerpunkt in zweifacher Weise von besonderem Interesse: Einerseits kann mit einem solchen Ansatz ein (i. w. S.) thematisch gebundenes Korpus von Tweets zusammengestellt werden, wobei die thematische Kategorisierung eine Leistung der Akteur*innen ist, also als (eine!) Struktur aufzufassen ist, die aus den Plattform-Daten ablesbar und auch dem Feld inhärent ist (cf. Dang-Anh/Rüdiger 2015: 60f.). Andererseits wird es zunehmend üblicher, dass bereits im Vorfeld spezifische Konferenz-Hashtags bekannt gegeben werden oder dass sich schnell auf ein passendes Konferenz-Hashtag geeinigt wird. Mit der Erhebung von Tweets, die das Konferenz-Hashtag enthalten, kann also relativ leicht ein Zugang zu allen Twitter-Aktivitäten all jener erlangt werden, die sich damit selbst der maßgeblich außerhalb von Twitter organisierten und stattfindenden Veranstaltung zugeordnet haben. (Freilich macht diese Erhebungsmöglichkeit nur einen spezifischen Teilbereich wissenschaftlichen Twitterns zugänglich.) Natürlich löst keiner dieser drei Wege das Selektionsund Erhebungsproblem vollumfänglich – was freilich auch nur selten eine unbedingte Voraussetzung der Korpuszusammenstellung ist.22

Demgegenüber bleibt – gerade aus der Perspektive der Wissenschaftssprachenforschung – bei der Analyse des konferenzbegleitenden Twitterns die große methodische Herausforderung, wissenschaftssprachliches Handeln der Tweets sensitiv im Hinblick auf die Konstellationen,23 aus denen sie hervorgehen und die sie mithin kommunikativ bearbeiten, formal und funktional zu beschreiben. Dies muss m. E. in qualitativen Sprachanalysen seinen Anfang nehmen. So wird denn auch in einem Großteil jener oben referierten, maßgeblich quantitativen Studien immer wieder die Notwendigkeit qualitativer Analysen artikuliert.

Given the often quantitative and ‚big data‘ oriented rationales of research on academic Twitter use, qualitative and more interpretive approaches into the how and why of scholarly Twitter behavior may be [one] fruitful direction for future research […].

(Mahrt/Weller/Peters 2014: 407)

Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive bedeutet dies freilich nicht nur eine Analyse der in Konferenz-Tweets vorfindlichen Sprachstrukturen, sondern darüber hinaus eine Analyse der Domäne, in der sprachlich gehandelt wird, ihrer gesellschaftlich ausgearbeiteten Präsuppositionen, ihrer Zwecke und typischen Handlungsmuster, ebenso eine Analyse der je spezifisch relevanten fachlichen Wissenshintergründe sowie eine Analyse der jeweiligen medialen Bedingungen für das sprachliche Handeln im entsprechenden Setting (für einen Sysematisierungsversuch der methodischen Einholung dieser unterschiedlichen Aspekte cf. Meiler i. V.). Viele dieser Aspekte sind freilich für die traditionellen Formen interner Wissenschaftskommunikation bereits erschlossen und können als Grundlagen und Kontrastfolie herangezogen werden (einen entsprechenden Überblick versuche ich in Meiler (cf. 2018: 147–215) zu geben). Auf diese Weise würde sich die Wissenschaftssprachenforschung24 im Rahmen der linguistischen Pragmatik medienlinguistisch informiert und kulturanalytisch perspektiviert dem hier infrage stehenden Phänomen nähern.

4 Fazit und Ausblick: Mögliche Perspektiven für die kontrastive Wissenschaftssprachenforschung

Wie vorgängig dargestellt, gibt es bisher – zumindest gemessen an den Erkenntnisinteressen der Wissenschaftssprachenforschung – kaum eine präzise Vorstellung davon, wie mit Konferenz-Tweets sprachlich-kommunikativ gehandelt wird. Welche kommunikativen Funktionen das Twittern im Rahmen wissenschaftlicher Konferenzen hat, ob und wie dabei spezifische Zwecke genuin interner Wissenschaftskommunikation bearbeitet werden, wie verschiedentlich unterstellt wird, kann also begründetermaßen als Desiderat der Wissenschaftssprachenforschung formuliert werden. Im Folgenden soll abschließend angedeutet werden, in welcher Weise für die Schließung dieser Lücke eine kontrastive Perspektive fruchtbar ist.

Aus den in Kapitel 1 formulierten Gründen ist für die Wissenschaftssprachenforschung traditionell von besonderem Interesse, (i) in welcher Weise Sprache/n dafür ausgebaut und genutzt werden, um wissenschaftliches Wissen kommunikativ zu bearbeiten (cf. beispielsweise Thielmann 2009). Fragen allerdings, die sich auf domänen-typische (ii) Organisations-/Projektkommunikation (cf. beispielsweise Schlickau 2017), (iii) auf Selbstdarstellung und Beziehungskommunikation (cf. beispielsweise Rhein 2015; Meiler 2020a) oder (iv) auf externe Wissenschaftskommunikation (cf. beispielsweise Liebert 2002) richten, stehen häufig nicht im Fokus der kontrastiven Wissenschaftssprachenforschung.

Für die linguistische Erschließung der Praktik konferenzbegleitenden Twitterns25 dürfte sich eine solche Engführung als wenig praktikabel erweisen, wie einerseits der interdisziplinäre Forschungsstand, den Kapitel 2 umrissen hat, zeigt, wie andererseits aber auch ein nur flüchtiger Blick in verhältnismäßig kleine Korpora (wie z. B. jener zu #AzG17) deutlich werden lässt. Ohne auf das dort beobachtbare hier genauer eingehen zu können, kann festgehalten werden, dass das konferenzbegleitende Twittern kommunikative Zwecke aus dem gesamten Spektrum (i) bis (iv) bearbeitet. Jeder dieser Aspekte wäre gesondert kontrastiv zu erforschen. Ich möchte mich abschließend allerdings mit einigen Bemerkungen zum Zweckbereich (i) begnügen.

Zumindest zu illustrativen Zwecken – eine ausführliche Analyse kann an dieser Stelle nicht vorgenommen werden – sei eine zusammengehörige Abfolge von drei Tweets wiedergegeben, die Janina Wildfeuer während des GAL-Kongresses 2018 (in Essen) in ihrer Rolle als GastAutorin auf dem Twitterkanal @realsci_DE gepostet hat. Diese Tweets,26 wie weitere andere auch, beziehen sich erkennbar auf einen konkreten Abschnitt aus dem Vortrag Phänomenorientierte Linguistik von Andreas Gardt (2018).

Multimodalitätsforschung in der Linguistik nimmt neue Modi in den Blick, sagt Gardt. #GAL2018 Das klingt hier alles relativ neu und ist es für die germanistische Linguistik vielleicht auch immer noch. Multimodalitätsforschung ist aber schon mehr als 20 Jahre alt.

(@realsci_DE, 12.09.2018a, 09:15 – Antworten: 2, Retweets: 0, Likes: 6)

Die ersten Arbeiten von Gunther Kress und Theo van Leeuwen stammen aus den 1990er Jahren. (Sie sind aber bis heute nicht ins Deutsche übersetzt – ein Problem?)

(@realsci_DE, 12.09.2018b, 09:16 – Antworten: 0, Retweets: 0, Likes: 0)

Ein weiteres ‚Problem‘: Die Modi, die Multimodalitätsforschung in den Blick nimmt, sind meistens nicht neu. Filme, Comics, Bilder gibt es schon ziemlich lang. Sie sind aber neue Untersuchungsgegenstände der Linguistik.

(@realsci_DE, 12.09.2018c, 09:17 – Antworten: 0, Retweets: 0, Likes: 1)

Als Anmerkung sei dem noch hinzugefügt, dass Wildfeuer in der betreffenden Diskussion des Vortrags nach meiner Erinnerung keine Wortmeldung zu den in den Tweets angesprochenen Themen einbrachte.27

Eine angemessene linguistische Rekonstruktion dieser Tweets kann sich nach der hier vertretenen Auffassung nicht auf die Analyse der oben sichtbaren Zeichen beschränken. Vielmehr wäre es – v. a. auch aus kontrastiver Perspektive – nötig, u. a. die Beziehung zum genannten Vortrag ernst zu nehmen. Nimmt man diese und weitere Beziehungen ernst, ergeben sich daraus die folgenden Analyserichtungen und Vergleichspunkte:

  1. - Was ist der systematische Zweck eines wissenschaftlichen Vortrags? Mit welchen Mitteln wird dieser Zweck bearbeitet? Welche Formen wissenschaftlichen Wissens sind dabei typischerweise relevant? – Hier wäre z. B. zu verweisen auf Hohensteins (cf. 2006: 175) Zweckbestimmung von Vorträgen gegenüber dem Zweck von Artikeln (cf. Graefen 1997: 57f.) sowie auf die Untersuchungen zu Diskussionen im Anschluss an Vorträge u. dgl. (cf. Rhein 2015; Ventola/Shalom/Thompson 2002; Tracy 1997).

  2. - Unter welchen kommunikationsstrukturellen Bedingungen findet die oben erwähnte Zweckbearbeitung statt? – Hier kann auf die medienlinguistische Systematisierung dieser Bedingungen mithilfe des Kommunikationsformenbegriffes verwiesen werden (cf. Domke 2014; Meiler 2017) und auf die Frage, in welcher Weise die Domäne Wissenschaft unterschiedliche Kommunikationsformen für die Bearbeitung ihrer spezifischen Zwecke in ihren kommunikativen Haushalt aufgenommen hat (klassische sowie jüngere Kommunikationsformen wären beispielsweise Buch, Zeitschrift, Konferenz sowie Website, E-Mail, Mailingliste, Forum, digitale Zeitschriften, Weblogs, soziale Netzwerke, Tweets).

  3. - Als Gradmesser für eine solche Abzweckung kann die Ausdifferenzierung und Stabilisierung unterschiedlicher Gattungen angesehen werden, die in einer Kommunikationsform realisierbar werden. – Dies lässt danach fragen, ob einige Ausprägungen von KonferenzTweets formale und/oder funktionale Gemeinsamkeiten mit Tagungsberichten haben, wie sie in Zeitschriften erscheinen; oder wie umfangreich die strukturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Antwort-Tweet-Verkettungen zu Diskussionen nach Vorträgen sind und welche sprachlichen Handlungsmuster in beiden tatsächlich jeweils realisiert werden. Weiterhin bietet sich ein Vergleich zu privaten Notizen von Hörer*innen an, die als spezifische Anschlusskommuniktion ebenso sowohl thematisch als auch temporal eng auf den Vortrag bezogen sind.

  4. - Mit Blick auf die eben erwähnten sprachlichen Handlungsmuster der internen Wissenschaftskommunikation (z. B. jenen des eristischen Handelns) müsste sich dann auch der Vergleich der in ihnen vorausgesetzten Wissenshintergründe anschließen (cf. beispielsweise Meiler 2018: 529). Vergleichende Analysen zur Lexik und Idiomatik (sowohl Terminologie als auch Mittel der alltägliche Wissenschaftssprache; cf. Ehlich 1994; Feilke 2003) fundierten diese Illokutionsund Wissensanalysen.

  5. - Schließlich kann die Vergleichsperspektive auch enorm geweitet werden und beispielsweise mit Blick auf die strukturellen Veränderungen, die der Buchdruck für das wissenschaftliche Wissen brachte (cf. Giesecke 1994; Stichweh 1984), danach gefragt werden, welche Veränderungen die digitalen Kommunikationsformen des WWW für die Strukturen und Dynamiken interner Wissenschaftskommunikation und mithin im wissenschaftlichen Wissen bedeuten können (cf. Nentwich/König 2012: 199–206; Meiler 2020b).

  6. - Zoomt man wieder hinein und konzentriert sich eher auf unterschiedliche Praxisgemeinschaften, liegt der Vergleich unterschiedlicher Disziplinen, Fachgemeinschaften, Veranstaltungstypen, individueller Stile nahe. – Hier ist bereits heute klar, dass es Unterschiede gibt (cf. Mahrt/Weller/Peters 2014: 401–405). Worin diese im Hinblick auf die sprachlich-kommunikativen Praktiken aber genau bestehen, ist noch nicht erforscht.

  7. - Welche (Fach-)Gemeinschaften jeweils miteinander in kommunikativen Kontakt treten (können) und welche (Fach-)Gemeinschaften durch die jeweilige Kommunikation hervorgebracht werden (sowohl aufgrund von sprachlichen als auch aufgrund von kommunikationsstrukturellen Bedingungen), wäre vergleichend ohnehin jeweils zu reflektieren.

Die Liste ist lang aber nicht erschöpfend. Ich habe mit ihr lediglich versucht, deutlich werden zu lassen, in welcher Weise die vergleichende und in umfangreichere kommunikative Ökologien einbettende Analyse dem Gegenstand sehr viel angemessener ist als eine Textanalyse, die lediglich die wenigen sprachlichen Mittel, die ein Tweet kommunizierbar macht, berücksichtigt (cf. Meiler i. Dr.).

Es sind nach meiner Auffassung v. a. solche kontrastiven Analysen mit kulturanalytischer Perspektive, die schlussendlich in die Lage versetzen, u. a. konferenzbegleitendes Twittern im Hinblick auf je spezifische Zwecke interner Wissenschaftskommunikation einer auch kritischen Beurteilung zu unterziehen und dann i. S. angewandter Forschung gegebenenfalls Vorschläge zu unterbreiten oder Anwendungsszenarien zu entwerfen. Denn nur, wer auch die Maßstäbe und Relevanzen der Akteur*innen bei der Gegenstandskonstitution berücksichtigt,28 scheitert nicht am Versuch der wissenschaftlichen Informierung der jeweils erforschten Praxis.

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Fußnote

1 Betrachtet man die Mediengeschichte der Wissenschaft(skommunikation) überblickend (cf. beispielsweise Stichweh 1984; Giesecke 1994; Versuch eines Überblicks in Meiler 2018: 177–215), so stellen alle Entwicklungen, die im Zusammenhang mit dem sog. Web 2.0 stehen, lediglich einen Anfang einer kaum absehbaren und v. a. noch nicht abgeschlossenen Umwandlung des Systems interner Wissenschaftskommunikation dar.
2 Dieser Trend ist allerdings in unterschiedlichen Disziplinen noch ausgesprochen unterschiedlich ausgeprägt und rangiert – wenn man den Durchschnitt betrachtet – noch recht weit unten, d. h. im einstelligen Prozentzahlenbereich (siehe für einen Überblick über Studien zu Nutzungszahlen die Darstellung von Mahrt/Weller/Peters 2014: 400f.). Dem stehen allerdings ausgesprochen umfangreiche Forschungsaktivitäten unterschiedlicher Disziplinen zu wissenschaftlichem Twitter gegenüber (siehe Kapitel 2).
3 In welcher Weise über jene Vergleichspunkte hinausgehend, wie sie für die kontrastive Wissenschaftssprachenforschung üblich sind (wie etwa Einzelsprache, Gattung), Vergleichspunkte schon sinnvoll innerhalb einer Einzelsprache und innerhalb einer einzelnen Domäne entwickelt werden können, arbeite ich in einer medienlinguistischen Perspektive in Meiler (i. Dr.) heraus. Dort plädiere ich für ein multilaterales Vergleichen in jenen Dimensionen, die eine praxeologisch fundierte Medienlinguistik für die Untersuchung von Praxisgemeinschaften analytisch zugänglich macht (siehe auch Kapitel 4).
4 Aspekte, die die externe Wissenschaftskommunikation via Twitter betreffen, klammere ich hier zum größten Teil aus, auch wenn gerade in den Internetkommunikationsformen diese Grenzen weniger strikt gezogen werden können.
5 Wie sich in den folgenden Ausführungen zeigen wird, findet natürlich auch eine wechselseitige Wahrnehmung der beiden Gruppen statt – häufig wenn nicht sogar i. d. R. sind die entsprechenden Forscher*innen ja in unterschiedlichem Umgang gleichzeitig in beiden Gruppen aktiv.
6 Auf die Betrachtung solcher Texte beschränke ich mich hier und halte die Ausführungen dazu notgedrungenermaßen auch knapp. Andere und erschöpfendere Zugänge zu Ethnotheorien wissenschaftlichen Twitterns erforderten eigene Arbeiten deutlich umfänglicheren Zuschnitts. Für das soziologische Bloggen habe ich dies in einem Teil meiner Studie zum wissenschaftlichen Bloggen unternommen (cf. Meiler 2018: 283–312). Mit unterschiedlichen diskursanalytischen Methoden kann diese Perspektive auf Wissen, das für einzelne Praxisgemeinschaften spezifisch ist, sicherlich noch weiterentwickelt werden (cf. beispielsweise Perrin 2011: 71–78, der von einer Metadiskursanalyse spricht).
7 Nach meinem Dafürhalten wäre dieses methodische Verfahren der Einholung analyserelevanter Voraussetzungen zu komplettieren mit einem zweiten, welche auf ethnografische Methoden und der damit einhergehen Sozialisierung in die infrage stehende Praktik abhebt (siehe Kapitel 3.2).
8 Dies verdeutlicht, dass eine solche Analyse sehr genau reflektieren muss, welche Daten ihr die Einblicke in die Ethnotheorien gewährt, denn die Gattungsstrukturen, in denen diese vorliegen, haben starken Einfluss darauf, welche Einblicke auf welche ethnotheoretischen Bereiche gewährt werden.
9 Häufig wird der Vergleich zur Kommunikation in Cafeten gezogen und ausbuchstabiert (cf. Nentwich/König 2012: 60–62). Dieser ist von Merz’ (1998) Darstellung zur CERN-Cafeteria inspiriert. Reichelt (2007) spricht von „ambient intimacy“, um die oben erwähnte Niedrigschwelligkeit der Kontaktpflege zu beschreiben.
10 Seit November 2017 stehen mit 280 Zeichen doppelt so viele zur Verfügung. Einen Abriss zur Mediengeschichte dieser Zeichenbeschränkung gibt Paßmann (cf. 2017: 327).
11 Es kann hier nicht eigens auf die gesamte Bandbreite der plattformeigenen Funktionen und Kommunikationsoperatoren eingegangen werden. Neben den oben zitierten „Ratgeber“-Texten kann für eine konzise Übersicht auch auf Thimm/Dang-Anh/Einspänner (2011) verwiesen werden (cf. auch Bruns/Moe 2014).
12 Kommunikationsprozesse, die v. a. mit Beziehungsarbeit und Veranstaltungsorganisation befasst sind, geraten auch aufgrund der in Kapitel 1 genannten Gründe als genuines Forschungsinteresse doch nur selten in den Fokus der Wissenschaftssprachenforschung – und wenn dann allenfalls an den Rändern der kommunikativen Bearbeitung wissenschaftlichen Wissens (cf. dazu Meiler 2020a).
13 Damit stehen diese Studien in gewissem Kontrast zu jenen oben behandelten, die aus Perspektive der Technikfolgenabschätzung nicht die einzelnen Tweets empirisch analysierten, sondern vielmehr – auf einem übergreifenden Level – das Twittern.
14 Dass hier spezifische Anwendungskontexte im Vordergrund bzw. im Horizont stehen, zeigt sich beispielsweise auch darin, wie das szientometrisch zu untersuchende Phänomen Zitat/Zitieren begrifflich aufgefasst wird (siehe Zitat oben).
15 Demgegenüber deuten bereits die inhaltsanalytischen Befunde von Dröge et al. (2011) an, dass ein fachlicher Bezug zur Konferenz nicht den alleinigen Schwerpunkt konferenzbegleitenden Twitterns darstellt.
16 Die “Twitter user intention categories” von Ross et al. (2011: 226) umfassen beispielsweise die folgenden sechs: “Comments on presentation”, “Sharing resources”, “Discussions/controversies”, “Jot down notes”, “Establish online presence”, “Post organizational questions”. Die Kategorien von Dröge et al. (2011: 102) unterscheiden auf der Zweckebene „Kommunikation“, „Konferenzbezogene Tweets“, „Selbstbezogene Tweets“, „Retweets“, „Externe Links“, „Nicht definierbar“; auf der Inhaltsebene wird unterschieden zwischen „Inhaltsbezug zur Konferenz“, „Kein inhaltlicher Bezug zur Konferenz“, „Nicht definierbar“. Risser/Waddell (2018: 206) unterscheiden beispielsweise „Meforming“, „Informing“, „Info-Request“, „Questioning“. Desai et al. (2012: 2) klassifizierten „each tweet as informative or uninformative“. An dieser exemplarischen Auswahl wird bereits deutlich, dass diese Listen – da sie anderen Erkenntnisinteressen verpflichtet sind – für die Bedürfnisse kontrastiver Wissenschaftssprachenforschung nicht hinreichend sind und kaum fruchtbare Ausgangspunkte darstellen.
17 Zum Verhältnis von (Medien-)Linguistik und Kulturanalyse siehe überblickend Günthner/Linke (2006) und spezifisch Luginbühl (2015). Dort wird auch deutlich, dass Kulturvergleich nicht mit Sprachvergleich gleichgesetzt werden darf, wie dies mitunter in der Wissenschaftssprachenforschung geschieht. Fruchtbarer erschiene es mir hier den Begriff der Praxisgemeinschaft stärker in den Vordergrund zu rücken, wie er sich aus der konsequenten Berücksichtigung der unhintergehbaren Materialität von sprachlichen und allgemeiner kommunikative Mitteln hergeleitet werden kann (cf. Meiler 2018: 45–215; i. Dr.).
18 Sie fügen die methodologisch wichtige Unterscheidung an: „Unter Plattformaktivitäten verstehen wir hier nur die Optionen, die Plattformen Nutzern zur Interaktion anbieten, also Retweets, Likes, Favs etc. Diese möchten wir von den tatsächlichen Nutzungspraktiken unterscheiden.“ (Paßmann/Gerlitz 2014: 2)
19 Zur Illustration seien lediglich zwei Zahlen genannt: Das #AzG17-Korpus umfasst etwa 100 Tweets. Ein zwecks Vergleich anhand des Hashtags #GAL2018 erhobenes Korpus zur Twitteraktivität im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik 2018 umfasst etwa 650 Tweets. Beide Korpora wurden mit dem Programm TAGS v6.1.1 automatisch erhoben. Dieses hat seine Stärken und Schwächen. – Gerade weil eine automatische Erhebung umfangreicherer Korpora und eine quantitative Erschließung auch linguistisch beinahe unumgänglich erscheint, muss freilich die Nutzung der Erhebungs(aber auch der Analyseund Visualisierungs-)Software in ihrem Einfluss auf die Mitkonstitution des Gegenstandes reflektiert werden (cf. beispielsweise Paßmann 2013; Bubenhofer 2018).
20 Eine Möglichkeit, solche analytisch interessanten Daten in einem größeren Korpus konferenzbegleitender Tweets ausfindig zu machen, könnte darin bestehen, gezielt nach jenen diskursiven Strukturen zu suchen, die mittels Twitters Antwort-Button auch plattformseitig als solche vorgehalten werden. In diesem Vorschlag spiegelt sich natürlich ein Erkenntnisinteresse, das besonders nach der gemeinschaftlichen kommunikativen Bearbeitung wissenschaftlichen Wissens fragt. Andere Forschungsfragen müssten andere Metadaten in den Fokus nehmen.
21 Linguistische Arbeiten jüngeren Datums, die unterschiedliche Mehrwerte ethnografischer Methoden dokumentieren, sind z. B. Pick (2020), Huynh (2020), Dang-Anh (2019), Meiler (2018), Gerwinski/Habscheid/Linz (2018), Gerwinski (2015). Für eine prinzipiellere Perspektive siehe beispielsweise Deppermann (2013).
22 Einen kombinierten Lösungsweg verfolgen beispielsweise Kimmons/Veletsianos (2016), die zunächst alle Tweets mit dem entsprechenden Konferenz-Hashtag erhoben haben und in einem zweiten Schritt zusätzlich für den Konferenzzeitraum auch alle anderen Tweets der User*innen aus dem ersten Sample erhoben. Damit kann die gesamte Twitteraktivität von Wissenschaftler*innen während der Teilnahme an einer Konferenz in den Blick kommen. – Ein Aspekt, der bisher freilich vollkommen ausgeblendet blieb, ist jener der Erhebung der je situierten Nutzung von mobilen Endgeräten zum konferenzbegleitenden Twittern (zur Erforschung solcher situierter Nutzungspraktiken siehe beispielsweise Brown/McGregor/Laurier 2013; Licoppe/Figeac 2013). Gerade für die Frage danach, wie die kommunikativen Offlineund Online-Aktivitäten auf Konferenzen handlungspraktisch synchronisiert werden, wären solche (freilich ausgesprochen aufwendigen) Forschungsdesigns wohl beinahe unumgänglich.
23 Konstellation“ wird hier im Anschluss an Ehlich/Rehbein (1979) terminologisch verwendet (cf. dazu auch Meiler 2019).
24 Mit einer solchen multiperspektivisch reflektierten Forschungsstrategie würde auch die Wissenschaftssprachenforschung jene Schritte nachvollziehen, die Teile der Sprachwissenschaft im Anschluss an rezente medienund kulturwissenschaftliche Diskussionen mit den Begriffen „Praxis“ und „Praktik“ (cf. beispielsweise Reckwitz 2003) gehen (cf. beispielsweise Deppermann/Feilke/Linke 2016), ohne dabei jene epistemologischen Abkürzungen zu nehmen, die mit der Oberflächenorientiertheit der Praxistheorien mitunter verbunden sind (cf. Meiler 2018: 47–101 sowie 2019: 67f.).
25 Weitere Vergleichsdimensionen, die hier nicht ausführlich angesprochen aber wenigstens genannt werden sollen, könnten entlang der Domäne bzw. bezüglichen Praxisgemeinschaften kontrastieren: so z. B. mit Blick auf unterschiedliche Aspekte politischer Kommunikation (cf. Thimm/Einspänner/Dang-Anh 2012; Klemm/Michel 2014a; Dang-Anh 2017); hier wäre gerade aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit auf die Politikaneignung mittels Second-Screen-Anschlusskommunikation hinzuweisen (cf. Klemm/Michel 2014b). Ein anderer Vergleichspunkt ergäbe sich mit Blick auf jene Gruppe, die mitunter als Favstar-Sphäre bzw. Twitter-Elite beschrieben wurde (siehe dazu die ausgesprochen aufschlussreiche und anschlussfähige Ethnografie von Paßmann 2018). Für andere Bereiche wie Journalismus, Sport, Krisenoder Unternehmenskommunikation sei auf die Beiträge in Weller et al. (2014) verwiesen.
26 Es sei darauf hingewiesen, dass die beiden hier verzeichneten „Antworten“ auf Wildfeuers Tweet ihre eigenen sind, die hier direkt darunter wiedergegeben werden. Sie nutzte also die von der Plattform vorgegebene Struktur, um die Zeichenbeschränkung von Twitter zu kompensieren und einen auch für andere erkennbar zusammenhängenden Thread zu posten.
27 Als einer der beiden Leiter des entsprechenden Symposiums habe ich damals die Diskussion moderiert. Wildfeuer bestätigte auf Rückfrage meine Erinnerung als korrekt.
28 Dass selbst Teilen der linguistischen Pragmatik für eine solche Berücksichtigung mitunter die theoretischen Voraussetzungen fehlen, zeigt Habscheid (cf. 2016: 133f.).


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