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In Stadt und Stadt: Berlin und Ruhrgebiet im Vergleich*
In Stadt und Stadt: Berlin und Ruhrgebiet im Vergleich*
Linguistik online, vol. 110, núm. 5, pp. 193-227, 2021
Universität Bern

Abstract:
The largest and most important urban centres in Germany, Berlin and the Ruhr metropolitan area, share a very similar socio-historical and linguistic past. The vernaculars spoken in these regions are both High German varieties that have developed on Low German substratum. Thus, both varieties have emerged from a language-shift situation and have preserved a number of Low German features. Moreover, both varieties have lost in prestige during the process of massive immigration during the period of industrialisation in the second half of the 19th century. In such contexts, processes of “dialect levelling” are to be expected. Then as now both the Ruhr area and Berlin are hotspots of urban multilingualism and national and international mobility. This lends both linguistic settings a special dynamics and innovative potential. In the light of these parallels it is promising to compare linguistic structures of these varieties in order to gauge whether similar conditions yield similar linguistic developments. In this paper we investigate two syntactic phenomena which are highly salient both in the Berlin dialect and in Ruhr German. Using corpus data of spoken language we compare frequencies and formal features of (i) preposition-determiner cliticisation, and (ii) split pronominal adverbs in both varieties. As an overall result it can be stated that both phenomena show up more pronouncedly and more straigtforwardly in Ruhr German than in the Berlin dialect; thus it can be surmised that the latter follows the same path as the former, but has not yet reached the “final destination”.
1 Stadt und Stadt
Im Fokus dieses Beitrags stehen die zwei größten Metropolregionen im deutschsprachigen Raum: das Ruhrgebiet und Berlin. Diese beiden Regionen sind von bereits lang anhaltender und bis heute voranschreitender Urbanisierung und Diversifizierung geprägt, was auch eine große sprachliche Dynamik mit sich bringt. Die sprachhistorische und soziolinguistische Situation der beiden aus heutiger Sicht „traditionellen“ lokalen Varietäten, Ruhrdeutsch und Berlinisch, ähnelt sich in vielerlei Hinsicht.
Beide Varietäten sind vergleichsweise jung und bei beiden handelt es sich um sogenannte Ausgleichsvarietäten, also um Varietäten, in denen starke Dialektmerkmale generell eher vermieden werden. Durch kontinuierliche Fluktuation und zeitweise sprunghaftes Bevölkerungswachstum durch Zuzug aus verschiedenen Sprachräumen unterlagen und unterliegen sowohl das Ruhrdeutsche als auch das Berlinische bis heute Nivellierungsprozessen, in denen kleinräumige Merkmale sowie hochsaliente Dialektmarker allmählich abgebaut werden (cf. z. B. Schönfeld 1997, 2001; in Berlin beobachtet Schlobinski „a qualitative elimination of relic features“ und sieht hier eine Entwicklung hin zu einem „weak Berlinisch“, Schlobinski 2019: 69). Fürs Ruhrgebiet zeigt dies sehr eindrücklich die Apparent-time-Studie in Elmentaler (2008). Demnach geht die Häufigkeit dialektaler Merkmale im Regiolekt immer stärker (und teilweise drastisch) zurück, je jünger die Sprecher:innen sind; dies betrifft z. B. die Spirantisierung von /g/ sowie weitere phonologische und auch (morpho-)syntaktische Merkmale. Der Regiolekt erfährt hier also eine deutliche Standardkonvergenz.
Es ist nicht trivial, zu benennen, um welche Art des Ausgleichs es sich hier jeweils handelt. In beiden Regionen spielen in bestimmten historischen Zeiträumen zum einen horizontale Levelling-Prozesse (wie „regional dialect levelling“ bzw. „regional koineisation“; cf. Kerswill 2003; Hinskens/Auer/Kerswill 2005; Britain 2018), zum anderen aber auch vertikale Konvergenzprozesse zwischen Varietäten mit niedrigem und solchen mit hohem Prestige eine Rolle (cf. Auer 2018) (siehe Kapitel 2 und 3).
Die in vielen Aspekten ähnlichen Ausgangsbedingungen und Entwicklungsverläufe machen eine gemeinsame Betrachtung des Ruhrdeutschen und des Berlinischen sowohl für die Modellierung von Sprachund Dialektkontakt als auch für die Diskussion zu contemporary urban vernaculars (cf. Rampton 2015) und nicht zuletzt für grammatikund sprachwandeltheoretische Fragen äußerst interessant. Im vorliegenden Beitrag werden wir zwei grammatische Fallstudien präsentieren, die einen direkten Vergleich zwischen Ruhrdeutsch und Berlinisch ermöglichen. Es geht dabei um zwei (morpho-)syntaktische Phänomene, die für beide Varietäten als typisch angesehen werden können: die Verschmelzung von Präposition und Artikel (annerStraße) sowie die Distanzstellung bei Pronominaladverbien (Da weiß ich nichts von).
Den beiden Fallstudien gehen eine kurze Skizze der Entstehung des Berlinischen und des Ruhrdeutschen voraus (Kapitel 2 und 3) sowie ein kurzer Überblick über die Forschungslage zur Grammatik des Ruhrdeutschen und Berlinischen (Kapitel 4). Anschließend folgen die vergleichenden Analysen zu klitischen Präposition-Artikel-Verbindungen (Kapitel 5) und zu diskontinuierlichen Pronominaladverbien (Kapitel 6). Ein zusammenfassender Ausblick beschließt diesen Beitrag (Kapitel 7).
2 Skizze zur Sprachgeschichte Berlins
Hinsichtlich ihrer historischen Entwicklung weisen Ruhrdeutsch und Berlinisch eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten auf. Beide Varietäten sind in einem Prozess der hochdeutschen Überschichtung auf niederdeutschem Sprachgebiet entstanden und zeichnen sich durch eine große sprachliche Dynamik aus, da es sowohl im Ruhrgebiet als auch im Berliner Raum immer wieder Phasen eines rapiden, umfangreichen Bevölkerungszustroms aus anderen Sprachund Dialekträumen gegeben hat.1
Im niederdeutsch geprägten Berlin beginnt die hochdeutsche Überschichtung – abgesehen vom fürstlichen bzw. kurfürstlichen Schriftverkehr, in dem ein oberdeutsch gefärbtes Hochdeutsch verwendet wurde – mit dem Wechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen in der städtischen Schriftlichkeit Anfang des 16. Jahrhunderts. Es erfolgt ein allmählicher Übergang zum obersächsisch geprägten Deutsch der Meißner Kanzleien, so dass zunächst eine klare Funktionsaufteilung zwischen geschriebenem Hochdeutsch und gesprochenem Niederdeutsch herrscht. Diese Diglossiesituation wird im Laufe der Zeit „aufgeweicht“ durch die starke Orientierung insbesondere der sozial höher stehenden Kreise an der neuen hochdeutschen Prestige-Sprachnorm des Meißner Deutsch auch in der gesprochenen Sprache. Es gilt seit Mitte des 16. Jahrhunderts als Standessymbol und wird in Schulen für diese gesellschaftlichen Kreise gelehrt und eingeübt. Demnach kann man davon ausgehen, dass wohl eine breite bürgerliche Schicht bereits Ende des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert meißnerisches Obersächsisch auch spricht (cf. Lasch 1928; Butz 1988). Daneben existiert weiterhin das gesprochene Niederdeutsche. Die breite Masse einfacher Leute geht erst nach und nach ebenfalls zum Hochdeutschen über, so dass man sich die Ablösung und schließlich vollständige Aufgabe des Niederdeutschen als einen stark sozial stratifizierten Vorgang vorzustellen hat. Im Prozess dieser Ablösung ist die „Herausbildung einer ausgeprägten lokalen Berliner Sprachvarietät“ (Schönfeld 1997: 310) zu verorten. Dieses Berlinische steht lange Zeit neben dem Niederdeutschen, das bis ins 17. Jahrhundert hinein noch insbesondere in den sozial niedriger stehenden Bevölkerungsgruppen vorherrscht, bevor es schließlich vollständig aufgegeben wird (cf. Butz 1988; Schönfeld 1997).
Einen ersten sprunghaften Bevölkerungsanstieg und damit einhergehend eine starke sprachliche Diversifizierung erfährt Berlin Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts im Zuge der Wiederaufbauaktivitäten nach Ende des Dreißigjährigen Krieges sowie als Folge der Krönung des Kurfürsten Friedrich III. zu König Friedrich I. Die neu Zugezogenen kommen hauptsächlich aus der ländlichen Berliner Umgebung sowie aus Ostpreußen, Schlesien und Sachsen. Das Potsdamer Edikt von 1685 ermöglicht überdies Tausenden von vertriebenen Hugenotten, sich in Preußen anzusiedeln; ca. 40% von ihnen ziehen nach Berlin. Gleichzeitig wird durch die einsetzende Orientierung des europäischen Adels am französischen Hof Französisch auch in Berlin zur höfischen Prestige-Sprache (cf. Butz 1988: 19f.).
Im 18. und 19. Jahrhundert verstärkt sich die Ausrichtung des gesprochenen Deutsch an der (hochdeutschen) Schriftsprache weiter: Es kommt „eine neutrale Stilvarietät hinzu, die sich stärker an der Literatursprache orientierte“ (Butz 1988: 25) und kaum mehr umgangssprachliche (das heißt: berlinische) Formen aufweist. Karl Philipp Moritz setzt sich Ende des 18. Jahrhunderts für eine Standardisierung der gesprochenen Sprache ein, die sich an der überregiona-len Schriftsprache ausrichten und die herrschende Umgangssprache, eine Mischung aus Hochund Niederdeutsch, überwinden solle (cf. Butz 1988: 25). Es lässt sich hier also sehr klar das einsetzende Auseinanderdriften der High-Prestige-Varietät Hochdeutsch bzw. Schriftdeutsch und der Berliner Umgangssprache – in Richtung Low-Prestige-Varietät – erkennen.
Diese Kluft verstärkt sich durch weitere und weitaus umfangreichere Zuwanderungsbewegungen zur Zeit der Industrialisierung, insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Bevölkerungszahl Berlins erhöht sich sprunghaft von 826.000 im Jahre 1871 auf ca. zwei Millionen Einwohner um 1900 (Mitte des 19. Jahrhunderts sind es noch lediglich 380.000 gewesen) (cf. Butz 1988: 26f.). Der größte Teil der Zugewanderten kommt aus der Mark Brandenburg nach Berlin, außerdem aus Pommern, Preußen, Posen, Schlesien und Sachsen. Doch auch aus allen anderen Landesteilen des Deutschen Reichs und aus dem Ausland wandern Menschen zu. Es trifft hier also eine Vielzahl an Sprachen und Dialekten aufeinander. Der größte Teil der Zugewanderten übt einfache Berufe aus, so dass sich die sogenannten unteren Schichten stark vergrößern. Innerhalb der urbanen Gesellschaft entsteht eine ausgeprägte, auch räumlich manifestierte soziale Segregation: Bestimmte Wohnviertel sind mit bestimmten gesellschaftlichen Gruppen verbunden, was bis heute sichtbar ist. Die Bezirke Wedding und Neukölln etwa gelten auch heute noch als Arbeiterviertel, der Bezirk Zehlendorf dagegen als ausgesprochen bürgerlich (dies zeigt sich auch sprachlich, siehe unten).
Diese Entwicklungen bewirken eine Stärkung des Berlinischen. Der allergrößte Teil der neu zugezogenen Bevölkerung kommt aus den unmittelbar umgebenden ländlichen niederdeutschsprachigen Regionen. Diese Menschen orientieren sich an der Sprache, die sie in ihrer sozialen Umgebung vorfinden, nämlich am Berlinischen; dabei kommt es zu einem erneuten niederdeutschen Einfluss und niederdeutsche Formen nehmen wieder zu (cf. Lasch 1928; Butz 1988: 29f.). Die Überschichtung niederdeutscher Varietäten durch eine hochdeutsche Varietät (nämlich das Berlinische) findet hier also sozusagen ein zweites Mal statt.
Berlinisch ist nun klar die Sprache der einfachen Menschen: „Berlinisch became a sign of social position, the ‚jargon of lower social classes‘“ (Schlobinski 2019: 56). Die Beschaffenheit des Schulwesens trägt ebenfalls zum Status des Berlinischen als Low-Prestige-Varietät bei. Nur in mittleren und höheren Schulen steht die eng an der literarischen Schriftsprache orientierte HighPrestige-Sprache überhaupt im Fokus. Gesellschaftlich höher stehende Gruppen sehen daher auf das Berlinische herab und werten es als fehlerhaft (cf. Butz 1988: 29; Rosenberg 1986: 90– 95).
Die Konzentration des Berlinischen auf die ehemaligen Arbeiterviertel ist bis heute vorhanden. Die Häufigkeit des Berlinischgebrauchs unterscheidet sich sowohl während als auch nach der Teilung Berlins weniger zwischen Ostund Westteil der Stadt, sondern vielmehr in beiden Teilen zwischen den einzelnen Wohnbezirken. In gehobeneren, bürgerlichen Wohnvierteln, wie z. B. in Zehlendorf, wird weniger „berlinert“ als etwa in den ehemaligen Arbeitervierteln Wedding oder Prenzlauer Berg (cf. Schlobinski 1987, 2019). Dabei ist Berlinisch im ehemaligen politischen Osten allerdings generell stärker verbreitet und auch deutlich positiver konnotiert als in Westberlin (cf. ibd.).
Heute genießt das Berlinische auch positives Prestige als Varietät der Alteingesessenen, als Ausdruck der Zugehörigkeit zur lokalen Community und der Identifikation mit dem Kiez, also dem eigenen Wohnviertel. Auf diese Weise fungiert Berlinisch als In-Group-Marker und besitzt damit ein „covert prestige“ im Sinne Labovs (1986). In der Einschätzung der Berliner:innen ist die Akzeptanz des Berlinischen in den letzten Jahren durchaus gestiegen, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache und Forsa im Jahr 2014 (in den 1990er Jahren – kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands – wies die Einschätzung der Berliner:innen noch in die umgekehrte Richtung) (cf. Schlobinski/Ewels 2014; Schlobinski 2015, 2019).
Die sprachliche Situation in Berlin erfährt seit einigen Jahrzehnten erneut eine Phase ausgeprägter Dynamik und Diversifizierung. Die Migration nach Berlin im Rahmen des Anwerbeabkommens in den 1960er Jahren sowie die Zuwanderung von Spätaussiedler:innen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und anderen Staaten Osteuropas sowie die Migration innerhalb der Europäischen Union und innerhalb Deutschlands haben zu einer enormen Erweiterung der sprachlichen bzw. dialektalen Vielfalt geführt. Diese Vielfalt wird ganz aktuell noch weiter vergrößert durch Geflüchtete aus dem südwestasiatischen und nordafrikanischen Raum, die in Berlin einen Zufluchtsort finden. Berlin ist (wieder einmal) in sehr kurzer Zeit ein ganzes Stück multilingualer geworden und wächst zur Zeit weiter rasant. Die Einflüsse dieser sprachlichen Diversität zeigen sich zum Beispiel in der Herausbildung neuer Varietäten: In den multilingual geprägten Innenstadtbezirken Berlins hat sich – wie auch in anderen deutschsprachigen Metropolen – in den vergangenen Jahrzehnten unter Jugendlichen das Kiezdeutsche mit einer ganzen Reihe an fremdsprachlichen lexikalischen Einflüssen und spezifischen Strukturmerkmalen entwickelt (cf. u. a. Wiese 2006; Wiese 2012). Hier zeigt sich in gewissem Umfang auch eine Interaktion zwischen Kiezdeutschund älteren BerlinischMerkmalen. So wird z. B. auch unter Kiezdeutsch-Sprecher:innen gelegentlich das 1SGPronomen ick, die Partikel wa und die /g/-Spirantisierung (z. B. deswejen) verwendet (cf. Wiese/Freywald 2019). Umgekehrt sind auch bei Jugendlichen in stärker monolingual geprägten Wohnbezirken, in denen vorwiegend Berlinisch gesprochen wird, Merkmale des Kiezdeutschen, wie das 1SG-Pronomen isch und Verbdritt-Aussagesätze, anzutreffen (cf. Wiese/Müller 2018; Wiese/Freywald 2019), wie z. B. in folgendem Beleg aus dem monolingualen Teilkorpus des KiezDeutsch-Korpus, KiDKo/mo2: vorhin ick bin so na Hause jelaufen (Wiese/Müller 2018: 212).
Diese – nicht nur am Beispiel Kiezdeutsch sichtbare – Vielschichtigkeit hinsichtlich der strukturellen Merkmale, der verschiedensprachlichen Einflüsse, der Interaktion von neu hinzugekommenen und lokalen Varietäten sowie der sozial determinierten Verwendungsmuster und sozialen Funktionen führt uns den Prozess eines (oder auch mehrerer) contemporary urban vernaculars „in the making“ vor Augen, wie er für urbane Ballungsräume typisch ist (zum Konzept contemporary urban vernacular siehe Rampton 2010, 2015).3 Eine zentrale Rolle spielt hier das Faktum der mehrsprachigen urbanen Gesellschaft an sich. In relativ fluiden Kontexten, in denen eine substantielle Zahl der Sprecher:innen selbst mehrsprachig ist, sind das innovative sprachliche Potenzial und die Akzeptanz von linguistischer Variation besonders groß, so dass sich bereits vorhandene Varianten bzw. grammatische Optionen der umgebenden Majoritätssprache stärker ausprägen und Wandeltendenzen schneller vollziehen können (cf. Wiese 2013). Diese für das Kiezdeutsche in Berlin gut beschriebene Situation wird ähnlich bereits in den früheren Phasen rasanten Bevölkerungswachstums und schnell zunehmender sprachlicher Diversität im ausgehenden 17. Jahrhundert und erneut im ausgehenden 19. Jahrhundert geherrscht haben.
3 Skizze zur Sprachgeschichte des Ruhrgebiets
Die Parallelen zum Ruhrgebiet bzw. zum Ruhrdeutschen sind unübersehbar. Das Ruhrgebiet gelangt erst im Laufe des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung und zunehmende Urbanisierung zu seiner heutigen Gestalt einer Metropolregion. Die Entwicklung des Ruhrdeutschen beginnt jedoch bereits in einem früheren Zeitraum vor der Industrialisierung. Am Anfang steht – ganz parallel zum Berlinischen – die Überdachung der niederdeutschen Dialekte durch das Hochdeutsche im 16. und 17. Jahrhundert (cf. Mihm 1985a: 272). Zuerst wechseln – wie auch im Berlin des 16. Jahrhunderts – die gehobenen, gebildeten Schichten zum Hochdeutschen und orientieren sich dabei an der Schriftsprache. Es etabliert sich eine hochdeutsche „Prestigevarietät“, die als Sprache des „wirtschaftlich führenden Bürgertums“ bis ins 19. Jahrhundert den Status einer „Honoratiorenvarietät“ beibehält (Mihm 1985a: 172f., 1997: 35). Sie kann als Vorläufer des Ruhrdeutschen gelten und weist bereits im 18 Jahrhundert zahlreiche Merkmale auf, die später als charakteristisch für das Ruhrdeutsche betrachtet werden (Mihm 2000: 2115). Zu diesen Merkmalen zählen niederdeutschhochdeutsche Interferenzen, wie der Zusammenfall von Dativund Akkusativformen, die in mehreren Arbeiten dokumentiert und untersucht sind.4 In einer diachronen Studie zu einer Teilregion des Ruhrgebiets (Mülheim an der Ruhr) zeigt Ganswindt (2017), dass auch bestimmte phonologische Merkmale des Ruhrdeutschen schon in der hochdeutschen Prestigevarietät am Ende des 19. Jahrhunderts auftreten (cf. Ganswindt 2017: 168).5 Im Zuge der Industrialisierung wächst auch in den Städten des Ruhrgebiets durch wirtschaftlich motivierte Migration die Bevölkerungszahl in kürzester Zeit sprunghaft an (cf. z. B. Harden 1985; Thies 1985: 116–119; Dege/Dege 1980: 63f.). Die ursprüngliche Prestigevarietät wird in der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts zur Lingua franca zwischen Stadtbewohner:innen, der Niederdeutsch sprechenden zugezogenen Landbevölkerung sowie Zugewanderten aus anderssprachigen Regionen.
Da das prestigeträchtige Ruhrdeutsche den Orientierungspunkt für die zugewanderten Industriearbeiter darstellt, steigt seine Sprecherzahl in kurzer Zeit fast auf das Hundertfache (cf. Mihm 1997: 35). Damit wird es schließlich zu einer „konventionalisierten Gebrauchsvarietät“ (Mihm 1985a: 273). Das Ruhrdeutsche verliert an Ansehen und wird nun zum Stigma für einen sozial niedrigen Status. Diese soziale Herabstufung wird, ähnlich wie in Berlin, durch die unterschiedliche Länge der Schulausbildung in verschiedenen Bevölkerungsschichten noch verstärkt (cf. Mihm 1985a: 273). Ruhrdeutsch wird von den gebildeten und den sozial aufwärts strebenden Bevölkerungsgruppen abgelehnt und abgewertet. – Auch heutzutage ist diese Varietät zwar zu einem bestimmten Grad sozial stigmatisiert, fungiert aber gleichzeitig auch – wiederum vergleichbar mit dem Berlinischen – als Symbol lokaler Identität (cf. Bellamy 2016: 208f.). Es besitzt wie das Berlinische ein verdecktes, „heimliches Prestige“, das bestimmte soziale Werte, wie „Vertrautheit“ und „Herzlichkeit“, symbolisiert (Mihm 1985b: 191).
Zu den tatsächlichen sprachlichen Hintergründen der Zugezogenen in den wachsenden Ruhrgebietsstädten des späten 19. Jahrhunderts gibt es nur vereinzelte Erhebungen und Dokumentationen (cf. Menge 1985b). In vielen Studien wird lediglich aufgrund der Herkunft auf die jeweilige Sprachkompetenz geschlossen.6 Die Vorstellung vom Ruhrgebiet als „sprachlichem Schmelztiegel“, in dem vor allem durch den Einfluss des Polnischen eine neue Sprachform entstanden sei, wird bereits früh widerlegt (cf. Menge 1985b; Mihm 1985a: 257–260). Insbesondere sind direkte Einflüsse der prominenten Migrationssprachen in Form nennenswerter lexikalischer Übernahmen oder eines strukturellen Transfers in der Grammatik nicht nachweisbar. Allerdings erwägt Menge (1985b: 241), dass die aus den ostpreußischen Provinzen zugezogenen, größtenteils zunächst nicht-deutschsprachigen Menschen zumindest eine „Verstärkungsfunktion“ bei der Etablierung und Konventionalisierung des Ruhrdeutschen ausüben. Menge (1985b) hält mit Verweis auf ein Textkorpus von verschrifteten mündlichen Texten aus Gelsenkirchen aus den 1930er Jahren in Himmelreich (1943) fest, dass Polnischsprecher:innen bzw. Deutsch/Polnisch bilinguale und andere mehrsprachige Sprecher:innen vor allem diejenigen strukturellen Merkmale aufgreifen, weiterentwickeln und/oder generalisieren, die in der ruhrdeutschen Umgangssprache bereits vorhanden oder angelegt sind. Es wäre hier also von einem lediglich indirekten Einfluss der polnischbzw. mehrsprachigen Bevölkerungsgruppen auf das Ruhrdeutsche auszugehen. Dies würde auch eine Erklärung dafür liefern, dass die hochdeutsche Umgangssprache im Ruhrgebiet, vor allem in seinem Kerngebiet, mehr niederdeutsche Spezifika und damit einen größeren Abstand zur schriftorientierten hochdeutschen Standardsprache aufweist als die hochdeutsche Umgangssprache in den Randlagen des Ruhrgebiets und den umgebenden Gebieten, etwa im Münsterland (cf. Menge 1985b: 241). Insbesondere die Etablierung der zahlreichen morphosyntaktischen Merkmale, die charakteristisch für das Ruhrgebiet waren und sind und die in angrenzenden Regionen für den vergleichbaren Zeitraum nicht belegt sind, könnten so durch die Mehrsprachigkeitssituation in den urbanen Zentren erklärt werden.
Die Situation der Ruhrgebietsstädte im ausgehenden 19. Jahrhundert stellt sich damit ganz ähnlich dar, wie wir sie in der sprachlich hochdynamischen Situation im heutigen Berlin (und auch im heutigen Ruhrgebiet) vorfinden. In einer Sprecher:innengemeinschaft mit einem vergleichsweise hohen Anteil mehrsprachiger Sprecher:innen werden Tendenzen und Merkmale der vorhandenen Umgebungssprache entweder frequenter verwendet oder grammatisch ausgebaut oder funktional differenziert oder aber generalisiert oder auch mehreres zugleich. Die spezifische Dynamik der Sprachkontaktsituation in einer mehrsprachigen urbanen Gemeinschaft kann als Ausgangspunkt für sprachliche Innovation gesehen werden, die in vielen Fällen bereits angelegte Entwicklungstendenzen fortsetzt (cf. Wiese 2013 für Berlin). In diesem Sinne kann – anschließend an Menge (1985b) – die historische Situation im Ruhrgebiet als ein Beispiel für Sprachkontaktkontexte gesehen werden, die Wiese (2020: 266) am Beispiel Berlins als typisches Setting für „contact-facilitated variation and change“ beschreibt. Variation und Wandel werden hier durch die Sprachkontaktsituation lediglich begünstigt, ohne dass aber ein im engeren Sinne kontakt-induzierter Wandel vorliegt, i. e. ohne dass Strukturen direkt aus den involvierten Sprachen übernommen werden.
Die oben für Berlin beschriebene sprachliche Diversifizierung in jüngerer Zeit, die sich (erneut) im Kontext von vielgestaltigen Migrationsprozessen vollzog und vollzieht, findet auch und gerade im Ruhrgebiet statt und schafft eine sprachlich dynamische und innovationsfreudige Situation, die derjenigen während der Industrialisierung in vielerlei Hinsicht vergleichbar sein dürfte. Wie sich diese Konstellation auf die aktuelle Entwicklung des Ruhrdeutschen und auf die dortige Herausbildung von Multiethnolekten bzw. contemporary urban vernaculars auswirkt, ist nur unzureichend untersucht. Neuere Studien zum Ruhrdeutschen und zu Mehrsprachigkeit im Ruhrgebiet behandeln vorrangig soziolinguistische Aspekte, wie Spracheinstellungen und Sprachwahrnehmung (z. B. Bellamy 2016; Morek 2018; Cirkel 2018), Sprachlandschaften im öffentlichen Raum (siehe hierzu die zahlreichen Arbeiten, die im Kontext des Projekts Metropolenzeichen: Visuelle Mehrsprachigkeit in der Metropole Ruhr an der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum entstanden sind, wie u. a. Ziegler/Schmitz/Eickmans 2017 sowie Ziegler et al. 2018) oder pragmatische Phänomene, wie z. B. Grußund Rückversicherungspartikeln (cf. Hessler 2016; Hessler/Pottmann 2019).
Zum grammatischen System des gegenwärtigen Ruhrdeutschen und zu seinem Status als durch Sprachkontakt geprägtem urban dialect stehen umfassendere Studien noch aus. Es ist wenig darüber bekannt, ob sich etwa Ausgleichsprozesse und Stereotypisierungstendenzen fortsetzen, wie es sich in der Studie in Elmentaler (2008) andeutet,7 oder ob womöglich RuhrdeutschMerkmale und -Varianten in bestimmten grammatischen und/oder sozialen Bereichen ausgebaut oder neu funktionalisiert werden. Auch die heutigen Verwendungskontexte und sozialen Funktionen des Ruhrdeutschen sind nicht systematisch beschrieben. Es ist davon auszugehen, dass sich seit den wegweisenden Arbeiten der 1980/90er Jahre (cf. Mihm 1985a, b; 1989, 1997; Menge 1997; Salewski 1998 u. a. m.) sowohl der situative als auch der gruppenspezifische Gebrauch der Varietät verändert haben.
Hier setzt ein an der TU Dortmund geplantes umfangreicheres Projekt zur Grammatik und Soziolinguistik des gegenwärtigen Ruhrdeutschen an, zu dem der hier vorgestellte Beitrag eine erste Pilotstudie darstellt. In den folgenden Kapiteln werden wir korpusbasierte Fallstudien zu zwei grammatischen Phänomenen diskutieren, die einen Vergleich zwischen Berlinisch und Ruhrdeutsch ermöglichen. Sowohl bei der Klitisierung von Präposition und Artikel als auch bei der Distanzstellung von (gespaltenen oder verdoppelten) Pronominaladverbien handelt es sich um Strukturen, die im deutschen Sprachraum und insbesondere im norddeutschen Sprachgebiet weit verbreitet sind. In ihrer spezifischen Ausprägung sind sie jedoch typisch für die beiden urbanen Regionen, die hier im Mittelpunkt stehen. Anhand der Ergebnisse der vergleichenden Korpusanalysen werden Unterschiede und Parallelen zwischen beiden Varietäten herausgearbeitet und in einen größeren grammatiktheoretischen Zusammenhang eingeordnet.
4 nUntersuchungen zur Grammatik des Berlinischen und des Ruhrdeutschen
Nach der schon frühen dialektologischen Hinwendung zum Berlinischen und Ruhrdeutschen seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert haben diese beiden Varietäten im Zuge des wachsenden Interesses an Stadtsprachen und der damit verbundenen soziologischen Fragen in den 1980/90er Jahren große Aufmerksamkeit aus soziound variationslinguistischer Perspektive erfahren. Es sind hierzu zahlreiche Arbeiten entstanden, zum Teil im Rahmen groß angelegter Forschungsprojekte, z. B. fürs Ruhrdeutsche an der Universität Duisburg (cf. Mihm 1982/83, 1985; Scholten 1988; Weigt 1987, 1989; Salewski 1998), an der Universität Dortmund (Projekt Kommunikation in der betrieblichen Lehrlingsausbildung, cf. Brünner 1987) sowie an der Ruhr-Universität Bochum (cf. z. B. Menge 1984, 1985a, 1985b, 1997).
Mit Blick aufs Berlinische sind das Projekt Stadtsprache Berlin an der Freien Universität Berlin (cf. Dittmar/Schlobinski/Wachs 1986; Rosenberg 1986; Schlobinski 1987; Dittmar/Schlobinski 1988) sowie die Projekte des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR sowie der Arbeitsstelle des Brandenburg-Berlinischen Wörterbuchs der Sächsischen Akademie der Wissenschaften hervorzuheben (cf. u. a. Schildt/Schmidt 1986; Schönfeld 1989). In den 1990er Jahren rückte die Frage nach den Auswirkungen der Teilung Berlins auf die sprachliche Situation im wiedervereinigten Berlin in den Fokus (cf. Dittmar/Bredel 1999; Schönfeld 1996, 2001).
Die Zahl systematischer grammatischer Untersuchungen sowohl zum Ruhrdeutschen als auch zum Berlinischen ist allerdings bis heute noch sehr überschaubar. Die umfassendste grammatische Beschreibung des Berlinischen ist noch immer Lasch (1928). Viele Arbeiten beschränken sich auf die Auflistung bzw. quantitative Erfassung von Merkmalen (cf. u. a. Mihm 1995, 1997; Becker 2003; Hessler/Pottmann 2017; Pittner 2018; Rosenberg 1986; Schönfeld 1996, 1997, 2001).
Die meisten der grammatisch ausgerichteten Studien widmen sich ausschließlich oder vorrangig der phonologischen Ebene (fürs Ruhrdeutsche cf. z. B. Harden 1981; Scholten 1988; Salewski 1998; fürs Berlinische cf. Rosenberg 1986; Schlobinski 1996; Schönfeld 1997; Selting 2000, 2001; Gilles 2001; Peters 2006: 207–240). Bezüglich morphologischer Eigenschaften wird für beide Varietäten immer wieder auf Merkmale des Kasussystems hingewiesen, wie den Zusammenfall von Akkusativ und Dativ und – nur fürs Ruhrdeutsche – die Verwendung von Akkusativformen in Nominativpositionen (für Ruhrdeutsch cf. Mihm 1985a; Scholten 1988; Becker 2003: 126–129; Pittner 2018; für Berlinisch cf. Kruse 1987; Schlobinski 1988; Freywald 2017). Im Bereich der Syntax werden neben anderen, meist schlicht gesprochensprachlichen Merkmalen für Ruhrdeutsch und für Berlinisch jeweils die Verschmelzungsformen von Artikel und Präposition sowie artikellose Determiniererund Präpositionalphrasen als spezifische Charakteristika genannt (für Ruhrdeutsch cf. Scholten 1988; Nübling 1992; Schiering 2005, 2009; Becker 2003: 112–117, 129–132; für Berlinisch cf. Hartmann 1980 sowie Wiese/Pohle 2016 für Kiezdeutsch in Berlin).
Die Parallelen bezüglich der als hervorstechend wahrgenommenen (morpho-)syntaktischen Merkmale sind bemerkenswert. In der Ausprägung dieser Merkmale – also hinsichtlich der konkreten Verschmelzungsformen und ihrer Distribution bzw. auch des syntaktischen Verhaltens diskontinuierlicher Pronominaladverbien – zeigt sich jeweils der Einfluss niederdeutschen Substrats.8 Mit Blick aufs Ruhrdeutsche und Berlinische ist nun besonders interessant, dass sich die genannten niederdeutsch geprägten Merkmale hier in einer stark standardkonvergenten mittleren Sprachlage zwischen Dialekt und Standardsprache finden (zum Konzept dieser Varietätenschichtung cf. u. a. Schmidt/Herrgen 2011; Schmidt 2011; Elmentaler/Rosenberg 2015a) und im spezifischen urbanen Kontext zu hochsalienten Merkmalen der beiden Metropolregionen werden. Es besteht an diesen Stellen offenbar ein gewisser Erhalt bestimmter dialektaler Merkmale, welche möglicherweise auch neue soziale Funktionen tragen (letzteres wäre freilich noch weiter zu überprüfen). Daneben spielt aber, wie oben schon gesagt, auch die Sprachkontaktbzw. ganz allgemein die Mehrsprachigkeitssituation hier eine (verstärkende) Rolle. Eine stärkere Ausprägung, eine höhere Frequenz, eine funktionale Differenzierung oder eine bestimmte soziale Bedeutung etwa in Form einer manifesteren Stereotypisierung bestimmter Merkmale könnte durchaus auf den urbanen Raum mit seiner sprachlichen Diversität beschränkt sein. Dies sind Fragen, die im Detail jedoch noch geklärt werden müssen (was den Rahmen des vorliegenden Beitrags allerdings überschreiten würde).
Die konkreten strukturellen Reflexe niederdeutschen Substrats sind fürs Berlinische wie fürs Ruhrdeutsche unstrittig, zudem werden fürs Berlinische zuweilen auch obersächsische Einflüsse angenommen (cf. etwa Lasch 1928; kritisch jedoch Rosenberg 1986: 84–88). Ein besonderes Charakteristikum des Ruhrdeutschen sind die regionalen Unterschiede innerhalb der Metropolregion, die wohl auf die dialekträumliche Binnengliederung des Ruhrgebiets zurückzuführen sind (cf. Weigt 1987; Salewski 1998; Pröll/Elspaß/Pickl, im Druck).
Pröll/Elspaß/Pickl (im Druck) gelangen anhand des Clusterings von Variantenprofilen zu einer Einteilung des Ruhrgebietes in drei sprachliche Areale, in der sich teilweise die dialektgeographische Gliederung des Ruhrgebiets widerspiegelt. Auch Salewski (1998: 122) führt regionale Unterschiede im Ruhrdeutschen auf den Einfluss der autochthonen Basisdialekte, des Westfälischen und des Niederrheinischen, zurück. Ruhrdeutsch weist zudem im phonologischen Bereich große Ähnlichkeiten zu den gegenwärtigen Regiolekten in Westfalen und am Niederrhein auf (cf. Elmentaler/Rosenberg 2015b: 38), wodurch die Frage aufgeworfen wird, inwiefern überhaupt von einer ruhrgebietstypischen Varietät gesprochen werden kann (cf. zu dieser Frage auch Mihm 1997: 21–24).9
Im Folgenden werden wir die beiden genannten morphosyntaktischen Phänomene – Klitisierung von Präposition/Artikel sowie diskontinuierliche Pronominaladverbien – anhand von Korpusdaten für Berlinisch und Ruhrdeutsch vergleichend diskutieren. Die beiden Fallstudien in den Kapiteln 5 und 6 sind dabei als Pilotstudien zu einem breiter angelegten empirischen Forschungsprojekt zu verstehen, welches sowohl eine grammatische Beschreibung von sprachlichen Merkmalen im Ruhrgebiet als auch eine soziolinguistische Erklärung für deren teilweise ausgesprochen hohe Salienz und den damit verbundenen sozial-indexikalischen Charakter zum Ziel hat.
5 Syntaktische Fallstudie I: Klitisierung von Präposition und Artikel
5.1 Variation in der Präpositionalphrase
Die Präpositionalphrase (PP) zeigt im Berlinischen und im Ruhrdeutschen Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten bezüglich bestimmter Variationsphänomene. Als charakteristisch für das Ruhrdeutsche werden in der Literatur der Ausfall des Artikels in der PP angeführt: nach Schule, auf Arbeit (cf. Mihm 1997: 22; Becker 2003: 129–132; Auer/Cornips 202010) sowie bloße lokale Nominalphrasen (bare local NPs), die als Lokalangaben fungieren, aber keine PP realisieren, die aus der Präposition und einer DP oder NP besteht. Empirische Daten sowie eine Frequenzanalyse finden sich bei Scholten (1988: 164f.):11
(1) a. da Tausendfensterhaus hattse geaabeitet
b. Kindergaaten war ich nich
(Scholten 1988: 165)
In Arbeiten zum Berlinischen wird ebenfalls zuweilen auf artikellose PPs hingewiesen (nach Schule, uff Straße, mit Moped; cf. Lasch 1928: 303; Kiaulehn 2000: 47; Rosenberg 1986: 389).
Einzelstudien sind uns dazu nicht bekannt. Allerdings sind bare local NPs ein Merkmal des Kiezdeutschen in Berlin (cf. Wiese 2013: 222; Wiese/Pohle 2016); sie sind auch für Multiethnolekte in anderen urbanen Regionen Deutschlands belegt (cf. z. B. für Stuttgart Siegel 2018). Es gibt hier also Überlappungen mit Strukturen, die für Sprachkontaktsituationen typisch sind. Die gemeinsame Betrachtung von urbanen Dialekten und multiethnolektal geprägten contemporary urban vernaculars (siehe Kapitel 2) könnte aufschlussreich sein, um allgemeine sprachliche Entwicklungen in Kontaktsituationen besser zu verstehen.
Eine Gemeinsamkeit des Ruhrdeutschen und des Berlinischen ist der stärkere Ausbau von Präposition-Artikel-Verschmelzungen im Vergleich zur Standardsprache (cf. für Berlinisch Hartmann 1980; für Ruhrdeutsch Nübling 1992: 40f.; Schiering 2005, 2009). Neben der Klitisierung des standardsprachlich nicht verschmelzbaren indefiniten Artikels im Ruhrdeutschen (cf. Nübling 1992: 41; Schiering 2005: 60) ist in beiden Varietäten die Verschmelzung des definiten Artikels mit der vorangehenden Präposition besonders ausgeprägt. Auf diesen Verschmelzungstyp werden wir uns im Folgenden beschränken.
In der Standardsprache können Klisen mit den Artikelformen dem, das, den(Mask./Neutr. Sing.) und im Fall von zur auch mit der gebildet werden. Abgesehen von diesem Einzelfall gelten der(Fem. Dat. Sing.), die (Fem. Akk. Sing. sowie Dat. Plural) und den (Dat. Plural) als verschmelzungsresistent (cf. Nübling 2005: 112). Im Ruhrdeutschen und im Berlinischen bestehen diese Beschränkungen nicht. Es finden sich also Formen wie aufer, inner, anne, mitte, aufn und bein12 in beiden Varietäten (siehe die Tabellen bei Hartmann 1980: 167, 178f. und Schiering 2005: 56).
Im Vergleich zur Standardsprache ist auch die Typenfrequenz der Klitisierungen, die mit den Artikelformen dem und den gebildet werden, weitaus höher. In der Standardsprache sind laut Duden (cf. 2016: 627–630) die Verschmelzungen unter (2) und (3) gebräuchlich. Während sich die Verschmelzungen unter (2) von ihren Vollformen funktional unterscheiden, können die Verschmelzungsformen unter (3) mit ihren Vollformen ohne Bedeutungsunterschied ausgetauscht werden (cf. auch Nübling 2005: 112):13
(2) zum, zur, im, am, beim, vom, (ins, ans, aufs)
(3) vorm, vors, hinterm, hinters, überm, übers, unterm, unters, fürs, durchs, ums
Im Ruhrdeutschen und im Berlinischen sind gemäß Schiering (2005) und Hartmann (1980) neben standardsprachlichen Verschmelzungen folgende klitisierte Formen mit dem und den belegt (in unseren Korpusdaten finden sich noch einige wenige weitere, z. B. Berlinisch jegensund zun, siehe dazu unten):
(4) aufm/aum, aufn, ausm, ausn, ann, fürn, inn, mipm/mim, mitn, nachm/nam, nan, übern, währendm
(Schiering 2005: 56)
(5) aufm, aufn, ausm, bein, fürn, durchn, hintern, mitn, nachen, nachem, übern, vorn
(Hartmann 1980: 167)
Eine klare Abgrenzung standardsprachlicher und nicht-standardsprachlicher Verschmelzungsformen ist freilich schwierig zu treffen, da die Klitisierungsoptionen historischen Veränderungen unterworfen sind. So treten auch Verschmelzungen mit den (z. B. hintern, fürn) durchaus in der Schriftsprache auf, sind dort jedoch nicht weit verbreitet (cf. Duden 2016: 630; Augustin 2018: 270).14 Für den hier unternommenen Vergleich ist es aufgrund der beachtlichen Typenfrequenz von Präposition-Artikel-Verschmelzungen dennoch notwendig, eine Abgrenzung festzulegen. Die aktuelle Ausgabe der Duden-Grammatik (Duden 2016) widmet sich den Verschmelzungen von Präposition und definitem Artikel recht ausführlich, indem gesprochene und geschriebene Sprache berücksichtigt werden und für die Erfassung von Verschmelzungen in geschriebener Sprache auf Korpusdaten zurückgegriffen wird. Sie erscheint uns daher als Referenzpunkt für standardsprachliche Verschmelzungsformen gut geeignet, auch wenn so in Kauf genommen wird, dass potenziell geläufige Formen wie fürn als nicht-standardsprachlich klassifiziert werden. Dementsprechend zählen wir in Übereinstimmung mit der Duden-Grammatik alle Verschmelzungen unter (2) und (3) zu den standardsprachlichen Verschmelzungen und die Formen unter (4) und (5) zu den nicht-standardsprachlichen Verschmelzungen. Die gebundenen Artikelreste unter (2) und (3) werden im Folgenden daher als kanonische Klitika betrachtet, während die Artikelreste unter (4) und (5) sowie die Artikelreste der Formen die und der als nicht-kanonische Klitika eingeordnet werden.15
Bei den Verschmelzungsformen von Präposition und Artikel tritt nun noch in beiden Varietäten das Phänomen auf, dass es bei den klitischen Artikelresten zu Kasuszusammenfällen kommt. Im Ruhrdeutschen betrifft dies die Kasusmarkierungen in allen drei Genera im Dativ/Akkusativ Singular sowie im Plural, wobei sich im Femininum und im Plural das Klitikon -e und im Maskulinum und Neutrum Singular -m durch Analogieprozesse auf das gesamte Paradigma ausgedehnt haben (cf. Schiering 2005: 59, 2009).
(6) da sprangen die [Pilze] naher ause Pfanne (Schiering 2005: 71)
(7) die Decke sollte anders werden, genau wie inne Nischn (ibd.: 58)
(8) ich könnt den ganzen Tach im Taubmschlach sitzn hier so schön
(ibd.: 57)
(9) ich spring do au im Wasser un kann schwimmen (ibd.)
| Singular | Plural | ||
| m./n. | f. | ||
| D/A | -m | -e | -e |
Für das Berlinische weist Hartmann (1980: 167) darauf hin, dass sich zwei Verschmelzungsformen einzelner Präpositionen in einer Paradigmenzelle finden. So stehen im Maskulinum und Neutrum Dativ Singular neben mitm, aufm, nachem die Formen mitn, aufn, nachn. Hier zeigt sich womöglich eine Ausbreitung der Endung -n über das Paradigma. Im Femininum Akkusativ/Dativ Singular ist wie im Ruhrdeutschen der Kasuszusammenfall zu -e dokumentiert:
(10) die wurden ja och anne Front einjesetz (Hartmann 1980: 178)
| Singular | Plural | |||
| m. | n. | f. | ||
| D | -m/-n | -m/-n | -e/-ɐ | -e/-n |
| A | -n | -s | -e | nicht belegt |
Der gesamte Komplex der Verschmelzung von Präposition und Artikel im Deutschen wird von Nübling (2005: 123) als „Grammatikalisierungsbaustelle“ bezeichnet, an der alle Stufen eines Grammatikalisierungprozesses beobachtbar sind. Die durch obligatorische Klitisierung entstehende Flexion der Präpositionen sieht Nübling als einen Endpunkt dieses Prozesses. Gemäß der „Paradigmatizität“, die „ein zentrales Kriterium für Flexion ist“, sollte möglichst die Wortart als Ganzes flektieren können (Nübling 1998: 275). Auf diesen Endpunkt strebt das Ruhrdeutsche zu, da der Kernbestand der Präpositionen mit allen definiten und indefiniten Artikelformen Klitika bildet. Das Berlinische zeigt hier ähnliche Tendenzen (cf. Nübling 2005: 124).
Die beiden Tabellen 1 und 2 zeigen bereits, dass sich das Formeninventar im Ruhrdeutschen und im Berlinischen leicht unterschiedlich darstellt. Im Hinblick auf einen Vergleich zwischen Ruhrdeutsch und Berlinisch stellt sich nun die Frage, ob die Verschmelzung im Berlinischen genauso weit wie im Ruhrdeutschen ausgebaut ist und inwiefern Unterschiede zwischen beiden Systemen flektierender Präpositionen bestehen. Daher werden wir die Möglichkeiten der Präposition-Artikel-Klitisierung in beiden Varietäten anhand von etwas umfangreicherem Datenmaterial erfassen und miteinander vergleichen. Die aktuelle Studie fokussiert dabei vor allem auf formale Aspekte der Klitisierung, wie das Auftreten einzelner Verschmelzungstypen sowie die Kasusmarkierung durch die Artikelreste. Funktionale Aspekte, wie referenzsemantische Unterschiede zwischen Vollformen und Klitika, werden in folgenden Studien bearbeitet werden (siehe hierzu aber bereits Schiering 2005: 70–72 und allgemeiner Himmelmann 1997: 34–42 und Nübling 2005: 108–112).
5.2 Ergebnisse der empirischen Studien im Ruhrdeutschen und Berlinischen
Die Untersuchung basiert auf zwei Korpora, die über die Datenbank für gesprochenes Deutsch (DGD) zugänglich sind. Für das Berlinische wurde das Berliner Wendekorpus (BW) herangezogen, das von 1992 bis 1996 an der Freien Universität Berlin erstellt wurde. Für das Ruhrdeutsche wurden zwei Einzelinterviews aus dem Bochumer Korpus der gesprochenen Sprache im Ruhrgebiet (KgSR) aus den Jahren 2013 und 2015 verwendet, die im Forschungsund Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) verfügbar sind.16 Das Wendekorpus hat einen Umfang von ca. 256.000 Tokens (die Aufnahmen umfassen 26 Stunden und 15 Minuten). Die Größe der beiden Einzelinterviews (im Folgenden: KgSR-Teilkorpus) beträgt 24.677 Tokens (2 Stunden und 24 Minuten Tonaufnahmen). Bei allen Aufnahmen handelt es sich um sehr informelle, gesprächsartige offene Interviews zu Alltagsthemen (die im Wendekorpus vor allem die persönlichen Erfahrungen während und kurz nach der Maueröffnung betreffen). Es wurden jeweils nur die Redebeiträge der Interviewten für die Analyse berücksichtigt. Die Geburtsjahrgänge der Gewährspersonen im Berliner Wendekorpus reichen von 1938 bis 1976 und im KgSR-Teilkorpus von 1937 bis 1944. Beide Datensätze können naturgemäß nicht den heutigen Sprachstand der 2020er Jahre widerspiegeln. Es handelt sich jedoch um die aktuellsten derzeit in größerem Umfang verfügbaren Aufnahmen. Die aufgezeichneten Sprecher:innen sind zudem deutlich jünger als diejenigen, die in den existierenden Arbeiten zur Grammatik des Ruhrdeutschen und Berlinischen untersucht wurden.
Die Auswertung umfasst Klitisierungen des definiten Artikels mit sämtlichen in beiden Korpora belegten Präpositionen.17 Die Belege werden für die Analyse in kanonische und nichtkanonische Präposition-Artikel-Klitika eingeteilt. Als kanonisch gelten die oben in (2) und (3) gelisteten Klitika nach Duden (2016) (zur Motivation dieser Festlegung siehe oben). Nicht berücksichtigt werden Reduktionsformen des definiten Artikels, bei denen der alveolare Plosiv erhalten bleibt, wie etwa in aus de, in dɐ, für de, sowie Formen, bei denen nicht entscheidbar ist, ob es sich um eine klitische Form des definiten Artikels oder um eine Reduktionsform des indefiniten Artikels handelt.18
In Tabelle 3 sind zur Veranschaulichung die absoluten und relativen Häufigkeiten der kanonischen und nicht-kanonischen Klitika in beiden Korpora dargestellt.
| Berliner Wendekorpus | KgSR-Teilkorpus | |||
| % | absolute Werte | % | absolute Werte | |
| kanonische Klitika | 79,2 | 2.650 | 57,2 | 127 |
| nicht-kanonische Klitika | 20,8 | 698 | 42,8 | 95 |
| ∑ | 100 | 3.348 | 100 | 222 |
In beiden Korpora überwiegt der Anteil kanonischer Klitika, wobei im Wendekorpus alle kanonischen speziellen Klitika, aber nicht alle kanonischen einfachen Klitika belegt sind. Für das KgSR-Teilkorpus sind weder die möglichen kanonischen speziellen noch die kanonischen einfachen Klitika vollständig belegt. Beide Beobachtungen sind sicher auf die relativ kleine Korpusgröße zurückzuführen und geben natürlich keinen Anlass zu der Annahme, dass die nicht belegten Formen jeweils nicht existieren. Interessant sind aber die unterschiedlichen Frequenzverhältnisse. Während die nicht-kanonischen Klitika im Wendekorpus mit ca. 20% einen geringen Anteil an der Gesamtzahl der Klitika haben, ist der Anteil der nicht-kanonischen Klitika an der Gesamtzahl der Klitika im KgSR-Teilkorpus deutlich höher.
Die folgende Tabelle 4 gibt eine Übersicht über die Typen nicht-kanonischer-Klitika nach Artikelform. Das Auftreten der einzelnen Klitisierungs-Typen stimmt mit den bisherigen empirischen Studien weitestgehend überein. Die vorliegende Analyse etwas jüngerer und umfangreicherer Aufnahmen bestätigt somit die bestehenden Erkenntnisse, dass die in der Standardsprache verschmelzungsresistenten Artikelformen dieund der in beiden Varietäten Klitika ausbilden und dass die Typenfrequenz von demund den-Verbindungen höher als in der Standardsprache ist (cf. Hartmann 1980; Nübling 2005; Schiering 2005).
| Artikelformen | nicht-kanonische Klitika Berliner Wendekorpus | nicht-kanonische Klitika KgSR-Teilkorpus |
| die | an-ə (15) | an-ə (7) |
| in-ə (29) | in-ə (15) | |
| von-ə (7) | von-ə (4) | |
| mit-ə (4) | mit-ə (7) | |
| auf-ə (10) | ||
| aus-ə (1) | ||
| durch-ə (2) | ||
| nach-ə (1) | ||
| um-ə (1) | ||
| der | an-ɐ (31) | an-ɐ (3) |
| in-ɐ (109) | in-ɐ/in-ɛɐ (7) | |
| von-ɐ (29) | von-ɐ (2) | |
| auf-ɐ (1) | auf-ɐ/auf-ɛɐ (3) | |
| mit-ɐ (1) | mit-ɐ (1) | |
| nach-ɛɐ (1) | ||
| Artikelformen | nicht-kanonische Klitika Berliner Wendekorpus | nicht-kanonische Klitika KgSR-Teilkorpus |
| dem | auf-m/off-m/uff-m (40) aus-m/oss-m/os-m (148) mit-m (81) nach-m (18) | auf-m (4) aus-m (3) mit-m (10) nach-m/na-m (8) |
| den | an(n)19 (7) in(n) (70) vor-n (4) auf-n/off-n/uff-n (52) über-n (12) um-n (2) durch-n (2) aus-n (5) bei-n (2) von-n (3) unter-n (5) für-n (5) mit-n (9) nach-n (2) neben(n) (1) zu(n) (2) | an(n) (1) in(n) (1) vor-n (1) auf-n (2) |
| das | jegens (1) auss (1) | – |
| ∑ (Typen) | 31 | 23 |
Es zeigt sich darüber hinaus für das Berlinische erstmals auf einer breiten empirischen Basis, dass sich die Artikelformen die, der, dem, den, das ausschließlich mit Präpositionen des Kernbestands verbinden. Sekundäre und komplexe Präpositionen (trotz, wegen, gegenüber etc.), die frequent im Wendekorpus belegt sind, treten nicht als Verschmelzungsformen auf. Für das Ruhrdeutsche dokumentiert Schiering (2005) Klitika mit komplexen Präpositionen wie währendm20, was allerdings in unserer Studie weder widerlegt noch bestätigt werden kann, da im KgSR-Teilkorpus überhaupt keine komplexen Präpositionen mit darauffolgendem definiten Artikel vorhanden sind.
Betrachtet man nun die nicht-kanonischen-Klitika, zeigen sich einige Unterschiede zwischen den Korpora. Während die im Berliner Wendekorpus mit nur vier Präpositionen klitisiert, sind es im KgSR-Teilkorpus neun. Bei den ergibt sich das umgekehrte Verhältnis. Hier verbinden sich im Wendekorpus 16 Präpositionen mit dem Artikelrest, im KgSR-Teilkorpus hingegen nur vier. Der klitisiert in beiden Korpora mit den gleichen Präpositionen, bis auf nach, das nur im KgSR-Teilkorpus belegt ist. Auch dem verbindet sich in beiden Korpora mit den gleichen Präpositionen.21 Für Verbindungen mit dem Artikelrest -. gibt es im Wendekorpus nur zwei Typen (jegens, auss) und keinen im Ruhrdeutschen.
Die unterschiedliche Typenfrequenz der Klitika ist vor allem beim den-Artikelrest auffällig. Während im KgSR-Teilkorpus nur an(n), in(n), vorn und aufn vorkommen, dokumentiert Schiering (2005) durchaus für das Ruhrdeutsche mehrere Verbindungen dieser Artikelform, wie z. B. fürn, übern, nan (siehe die Auflistung in (4) oben). Ein Grund für diese geringe Typenfrequenz ist möglicherweise der Ausgleich der Akkusativmarkierung -n zur „Einheitsform“ -m (siehe Tabelle 1). Nicht-kanonische Klitika wie z. B. in vor-n im Berlinischen (Mask. Akk. Sing.) entsprächen in diesem Fall im Ruhrdeutschen dem kanonischen Klitikon -. in vorm. Die unterschiedliche Korpusgröße ist möglicherweise ein weiterer Grund dafür, dass im Wendekorpus mehr unterschiedliche den-Verbindungen auftreten (einige Verbindungen können im KgSR-Korpus zufällig nicht belegt sein). Wenn die Korpusgröße allein die Unterschiede zwischen den Verbindungstypen aller Artikelformen bedingte, wäre allerdings die höhere Anzahl verschiedener die-Verbindungen im viel kleineren KgSR-Teilkorpus überraschend.
Als alternative Erklärung halten wir es stattdessen für plausibler, dass es im Ruhrdeutschen weniger formale Beschränkungen zur Bildung von die-Klitika gibt als im Berlinischen. Die „Sonorität des präpositionalen Auslauts“ (Nübling 2005: 117) hat dabei einen entscheidenden Einfluss. Ein höherer Sonoritätsgrad der auslautenden Phone (Vokale und Nasale) begünstigt demnach Verschmelzungen, wohingegen ein niedriger Sonoritätsgrad (Frikative, Affrikaten, Plosive) diese blockiert (cf. Nübling 2005: 117). Die meisten Präpositionen mit die-Artikelrest im Wendekorpus weisen mit dem Nasal [n] einen sonoren Auslaut auf und erfüllen also diese begünstigende Bedingung. Im KgSR-Teilkorpus verbindet sich die jedoch mit Präpositionen, deren Auslaut eine geringere Sonorität aufweist (nämlich [t], [f], [s], [x], [ç]). Hier ist der Einfluss des Faktors Auslautsonorität offenbar weniger stark. Zwar verbindet sich mit auch im Wendekorpus mit die, allerdings weist Nübling darauf hin, dass eine hohe Frequenz der Präposition im allgemeinen Sprachgebrauch – die bei mit gegeben ist (cf. Nübling 2005: 116) – einen niedrigen Sonoritätsgrad des Auslauts ausgleichen kann (cf. Nübling 2005: 117). Die skizzierte Erklärung könnte auch auf Verschmelzungen mit der ausgeweitet werden. Im Berlinischen treten hier zwar wie im Ruhrdeutschen Präpositionen mit sonorem und weniger sonorem Auslaut auf (Wendekorpus: [n], [f], [t], KgSR-Teilkorpus: [n], [f], [t], [x]), allerdings sind aufɐ und mitɐ jeweils nur einmal im Wendekorpus belegt, was im Hinblick auf die Gesamtfrequenz der Präpositionen im Korpus auffällig wenig ist.22 Die hier skizzierte Erklärung muss in weiteren Studien überprüft werden, in denen die Gesamtfrequenz aller Präpositionen im Korpus berücksichtigt wird. Der von Nübling genannte Faktor bietet allerdings eine erste Möglichkeit, um unterschiedliche Entwicklungen von Klitisierungsprozessen in beiden Varietäten zu systematisieren.
In den folgenden beiden Tabellen 5 und 6 sind kanonische und nicht-kanonische Klitika beider Korpora in Paradigmen angeordnet und mit ihren absoluten Frequenzen angegeben. Die erste bzw. obere Form in einer Zelle ist jeweils häufiger belegt. In den grau hinterlegten Spalten sind Reduktionsformen des definiten Artikels dokumentiert, welche in beiden Korpora ein weiteres charakteristisches Phänomen darstellen. Auch wenn für diese Formen keine Frequenzanalysen durchgeführt wurden, lässt sich nach manueller Durchsicht doch sagen, dass sie insbesondere im Wendekorpus sehr häufig sind und in allen Paradigmenpositionen auftreten (siehe Tabelle 5). Formal sind sie durch den Erhalt des Plosivs und eine Abschwächung des Vokals zu Schwa gekennzeichnet. Im Ruhrdeutschen finden sich diese Reduktionsformen hingegen nur vereinzelt im Dativ Femininum Singular und im Plural (siehe Tabelle 6).
| Singular | Plural | |||||||
| m. | n. | f. | ||||||
| Klitikon | reduz. D | Klitikon | reduz. D | Klitikon | reduz. D | Klitikon | reduz. D | |
| D | -m (1.554) -n (27) | dǝm | -m (1.043) -n (7) -s (1) | dǝm | -ɐ (170) ɐ/ʶ (154) (zur)-ǝ (26) -m (1) | dɐ dǝ | -n (30) -ǝ (8) -m (1) | dǝn dǝ |
| A | -n (118) -m (13) | dǝn | -s/-t (169) | dǝs/dis | -ǝ (19) -n (1) | dǝ | -ǝ (2) -m (1) | dǝ |
| Singular | Plural | |||||||
| m. | n. | f. | ||||||
| Klitikon | reduz. D | Klitikon | reduz. D | Klitikon | reduz. D | Klitikon | reduz. D | |
| D | -m (77) -n (1) | -m (45) | -ǝ (28) -ɐ/-ɛɐ (16) -ɐ/ʶ (zur) (12) | dǝ dɐ | -ǝ (7) -n (1) | dǝ | ||
| A | -m (10) -n (3) | -m (4) -s (4) | -ǝ (11) -ɐ/ɛɐ (1) | -ǝ (2) | ||||
Im Wendekorpus ist teilweise ein Zusammenfall zu -n im Maskulinum Akkusativ und Dativ zu beobachten, der sich auch in den Daten Hartmanns (1980) findet. Allerdings ist die Anzahl von -n im Dativ im Vergleich zur Markierung -m sehr gering. Zudem findet sich auch -m im Akkusativ neben -n, was bisher nicht fürs Berlinische belegt wurde, sondern nur für das Ruhrdeutsche (siehe Tabelle 1). Im Femininum Singular und im Plural Dativ/Akkusativ findet sich, wie oben in Tabelle 2 gezeigt, ein Formenzusammenfall zu -., wobei der Dativ in den meisten Fällen durch den Artikelrest -. markiert wird (siehe Tabelle 5). Im Dativ steht also die synkretische Form -. (siehe Beleg (11)) neben der Form -. (siehe Beleg (12)), die den Dativ standardsprachlich distinkt zum Akkusativ markiert, allerdings dort blockiert ist, da sie ein der-Artikelrest ist:
(11) mein stiefvater der öh der war hier anne staatsoper werbeökonom
(BW, Interaktion E_00003, 1993)
(12) als ick anner uni assistent war
(BW, Interaktion E_00040, 1995)
Im KgSR-Teilkorpus findet sich ebenfalls der Zusammenfall der klitischen Artikelreste zu -m und -e (siehe Tabelle 6), den auch Schiering (2005) für das Ruhrdeutsche beschreibt. Genau wie im Wendekorpus ist der Zusammenfall aber nicht durchgängig. Das folgende Beispielpaar illustriert, dass hier synkretische und distinkte Formen zuweilen im Repertoire ein und desselben Sprechers auftreten. In (13) berichtet der Sprecher, er habe Nachbarn an die Institution „das Schloss“ verraten. Während hier die Ausgleichsform -m gewählt wird, um einen Akkusativ zu markieren, wählt derselbe Sprecher in (14) die standardsprachliche distinkte Form -s für die Markierung des Akkusativs:
(13) dann ham die mi aber zw zwei oder einer a angepfiffen (.) äh die hab ich am am (.) °h
am schloss verraten sag ich mal
(FOLK, Interaktion E_00147, 2013)
(14) da bin ich angeschwollen (0.27) hhh (.) und äh h° ((Lachansatz)) musst ich ins krankenhaus
(FOLK, Interaktion E_00147, 2013)
Diese Variation klitischer Artikelreste stellt ein Forschungsdesiderat dar, dem in zukünftig geplanten Analysen nachgegangen werden soll. Es stellt sich insbesondere die Frage nach Faktoren, die beeinflussen, wann synkretische (anne im Dativ und Akkusativ) oder distinkte Markierungen (aufer im Dativ vs. aufe im Akkusativ) auftreten. Die Kasusvariation klitischer Artikelreste bedarf dafür einer eingehenden Untersuchung, bei der mehrere sprachliche sowie nicht-sprachliche Faktoren zur Analyse herangezogen werden.
5.3 Hypothesen zum jeweiligen System „flektierender“ Präpositionen
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass sich Berlinisch ebenso wie Ruhrdeutsch einem System flektierender Präpositionen, wie es von Nübling (1992, 2005) skizziert wird, stark annähert. Neben den standardsprachlichen Verschmelzungen liegen in beiden Varietäten auch die in der Standardsprache blockierten Verschmelzungstypen vor. Diese umfassen sowohl alle Artikelformen in ihren verschiedenen grammatischen Funktionen (z. B. den im Akkusativ/ Dativ Singular und im Dativ Plural) als auch den Großteil des präpositionalen Kernbestands.
Auf dem von Nübling identifizierten Verschmelzungsfreudigkeitskontinuum zwischen standardsprachlich verschmelzungsaffinen und verschmelzungsresistenten Artikelformen (cf. Nübling 1992: 189, 2005: 117) befinden sich also sowohl das Ruhrdeutsche als auch das Berlinische am äußeren Pol derjenigen Artikelformen, die im Standarddeutschen nie verschmelzen (siehe Abbildung 1).
Es finden sich allerdings einige Hinweise darauf, dass das System der flektierenden Präpositionen im Ruhrdeutschen weiter ausgebaut ist als im Berlinischen. Das zeigt sich in der Klise-Fähigkeit von Präpositionen mit der Artikelform die, also der Artikelform, die die höchste Klitisierungsresistenz aufweist.
Die Differenzen zwischen beiden Korpora offenbaren mit Fokus auf die phonologische Form der beteiligten Präpositionen eine bestimmte Systematik, die darauf hindeutet, dass im Ruhrdeutschen die Klitisierung des die-Artikelrests formal weniger beschränkt und somit produktiver ist als im Berlinischen: Im Berlinischen kann die nur an Präpositionen klitisieren, die auf Nasal, nämlich /n/, auslauten, siehe die belegten Formen vonne, anne, inne etc. gegenüber nicht belegtem aufe, ause, nache. Das Berlinische hat hier – im Gegensatz zum Ruhrdeutschen – sozusagen die letzte Stufe noch nicht genommen.

Schließlich ist in diesem Zusammenhang noch einmal auf die zahlreichen Reduktionsformen der Artikel im Berliner Wendekorpus hinzuweisen, die im Ruhrdeutschen interessanterweise nur vereinzelt auftreten. Sie stellen möglicherweise eine Zwischenstufe dar, die im Ruhrdeutschen in den plosivlosen Artikelresten aufgegangen ist.
Ein weiterer potenziell divergierender Aspekt ist die Flexion der sekundären Präpositionen. Darüber können wir anhand der hier ausgewerteten Daten keine Aussagen treffen, jedoch sollte sie nach Ausweis der Literatur im Ruhrdeutschen prinzipiell möglich sein (Schiering 2005); fürs Berlinische ist dies bislang nicht belegt. Hier wäre also anhand umfangreicherer und neuerer Daten zum einen zu überprüfen, inwieweit die bei Schiering beschriebenen Klitisierungen im heutigen Ruhrdeutschen (noch) vorhanden sind, und zum anderen, ob sie im Berlinischen belegbar sind.
6 Syntaktische Fallstudie II: Distanzstellung bei Pronominaladverbien
Die Distanzstellung von „gesplitteten“ Pronominaladverbien, wie z. B. die Aufspaltung von davon in da weiß ich nichts von, gilt zunächst als genuin niederdeutsches Merkmal (siehe die umfassende Auswertung von Dialektgrammatiken in Fleischer 2002), doch auch in den heutigen hochdeutschen Umgangssprachen auf niederdeutschem Gebiet ist sie gut nachgewiesen (cf. z. B. Spiekermann 2010; Negele 2012; Jürgens 2013). Es geht dabei um folgende Typen der sogenannen Spaltungskonstruktion bei Pronominaladverbien mit dem Adverb da(r)-:
(15) Distanzstellung des abgespaltenen Adverbs da
a. da können WIR do nüscht für
(KiDKo/mo)23
b. da hat kein hahn nach gekräht
(FOLK, Interaktion E_00342, 2015)
(16) Auslassung des abgespaltenen Adverbs da (Adverb-Drop)
a. ja hat se auch von geschwärmt
(FOLK, Interaktion E_00342, 2015)
b. kann ICH doch nichts für
(KiDKo/mo)
Wie Fleischer (2002) in seiner Untersuchung feststellt, gibt es bei der arealen Verteilung der Spaltungskonstruktion im deutschen Sprachraum einen scharfen Nord-Süd-Kontrast. Grob gesagt ist sie auf das Niederdeutsche (bzw. auf die heutige hochdeutsche norddeutsche Umgangssprache) beschränkt. Im mittelund oberdeutschen Sprachraum tritt allerdings ebenfalls eine klammerartige Konstruktion auf, die an die Spaltungskonstruktion in (15) erinnert, nur dass das Adverb nicht abgespalten, sondern in Distanzstellung oder in adjazenter Position verdoppelt wird, siehe (17) und (18):
(17) Distanzstellung des verdoppelten Adverbs da
a. ey HALlo ick kann da ja überhaupt nix daFÜR
(KiDKo/mo)
b. da stolpert man drüber dann
(FOLK, Interaktion E_00147, 2013)
(18) Adjazente Verdopplung des Adverbs da
a. na JA ich SAG eher dazu was dadrunter is is HÜBSCH
(KiDKo/mo)
b. da ham die da drin gebadet
(FOLK, Interaktion E_00342, 2015)
Die räumliche Verteilung dieser Verdopplungsstrukturen verhält sich nun genau spiegelbildlich zu der der Spaltungskonstruktionen: Sie ist auf das Gebiet südlich der Grenze zum Niederdeutschen beschränkt (cf. Fleischer 2002: Karten 4 und 7, s. p.). Dabei gibt es ein Übergangsgebiet, in dem – von Norden her gesehen – die Distanzstellung (und auch die Auslassung) des abgespaltenen Adverbs da sozusagen gerade noch zulässig ist, das heißt, dass sie nicht mit allen Präpositionen vorkommt, mit denen Pronominaladverbien gebildet werden können, sondern lediglich mit konsonantisch anlautenden (da … von, da … für, aber nicht da … über). Im Niederdeutschen gibt es diese Beschränkung nicht, hier kann das Adverb da/dor vom vokalisch anlautenden präpositionalen Teil des Pronominaladverbs getrennt stehen, siehe die Beispiele in (19):
(19) a. Dor mööt ji över nadenken. (Höder 2014: 144)
b. Da hast’e ganss recht inne. (Spiekermann 2010: 182)
Dies findet sich zwar zum Teil auch in der hochdeutschen norddeutschen Umgangssprache, siehe (20a, b); Höder ordnet diesen Gebrauch allerdings als „socially stigmatised“ ein (Höder 2014: 146), bevorzugt sind hier wie gesagt die Formen mit verdoppeltem (und phonologisch reduziertem) Adverb da … dr + Präposition, siehe (20c):
(20) a. Da müsst ihr über nachdenken. (Höder 2014: 146)
b. da muss ich mich um kümmern (Höder 2011: 121)
c. da muss ich mich drum kümmern (ibd.)
Eine solche Distanz-Verdopplung von da tritt auf niederdeutschem Gebiet wiederum so gut wie niemals bei Pronominaladverbien auf, die eine konsonantisch anlautende Präposition enthalten (da … davon), was auf hochdeutschem Gebiet jedoch die Regel ist. Es zeigt sich hier eine regionale Staffelung, die sich auf Basis der in Fleischer (2002) ausgewerteten Dialektgrammatiken grob folgendermaßen zusammenfassen lässt:

Wie die Beispiele (15) bis (18) erahnen lassen, liegt der Fall fürs Berlinische und Ruhrdeutsche nicht so klar. Sowohl Berlin als auch das Ruhrgebiet liegen mitten im Übergangsgebiet oder zumindest jeweils ganz am Rand des jeweiligen Kerngebiets. Es ist hier also mit Variation und vielleicht auch mit spezifischen Verteilungsund Funktionsmustern zu rechnen. Auf einen Blick wird schon deutlich, dass in beiden Regionen nahezu alle Typen vorkommen.
Wir haben zu Pronominaladverbien im Ruhrdeutschen eine Korpusanalyse durchgeführt, um die quantitativen Verhältnisse für die einzelnen Konstruktionstypen im Ruhrdeutschen und Berlinischen zu vergleichen. Das Korpus besteht aus den oben schon vorgestellten Aufnahmen des KgSR-Teilkorpus, das für diese Fallstudie um eine Aufnahme (FOLK, Interaktion E_00148, 2013) erweitert wurde, sowie aus Aufnahmen, die im Rahmen einer Sprachwahrnehmungsstudie entstanden sind (Dorsten-Korpus, cf. Cirkel 2018). Insgesamt umfasst das Untersuchungskorpus Aufnahmen von 15 Sprecher:innen aller Altersgruppen aus dem nördlichen und mittelöstlichen bis östlichen Ruhrgebiet. Es hat eine Größe von etwa 55.800 Tokens (sämtliche Aufnahmen umfassen insgesamt 5 Stunden und 46 Minuten).
Zum Berlinischen liegt bereits eine Korpusauswertung zu Pronominaladverbien vor (Freywald 2017), auf die wir uns hier beziehen. Bei den darin untersuchten Daten handelt es sich um das Ergänzungskorpus des KiezDeutsch-Korpus, KiDKo/mo, das Aufnahmen umfasst, die Jugendliche in ihrer Freizeit im Freundeskreis hergestellt haben (siehe Fußnote 2 oben sowie detailliert Wiese et al. 2012 und die Korpus-Website).
Von der Alterszusammensetzung her gibt es keine vollständige, aber doch eine ausreichende Überschneidung zwischen den Berliner Daten und denen aus dem Ruhrgebiet. Das DorstenKorpus enthält fünf junge Sprecher:innen, die ungefähr den Geburtsjahrgängen der Sprecher:innen im KiDKo/mo entsprechen. Insgesamt ist das Altersspektrum in den Ruhrgebietsdaten allerdings breiter gefächert als in den Aufnahmen aus Berlin.
Ein Vergleich der Korpusergebnisse ergibt ein ähnliches Bild in beiden Varietäten (die absoluten Zahlen und genauen Prozentwerte sind unten in den Tabellen 7 und 8 angegeben):


| N=116 | einfach | verdoppelt | AdvDrop | |||||||
| Kontakt | Distanz | eng | weit | |||||||
| Vokal | 17 | 14,7% | – | – | 10 | 8,6% | 14 | 12,1% | – | – |
| Kons. | 44 | 37,9% | 19 | 16,4% | 3 | 2,6% | 4 | 3,4% | 5 | 4,3% |
| Gesamt | 61 | 52,6% | 19 | 16,4% | 13 | 11,2% | 18 | 15,5% | 5 | 4,3% |
| N=292 | einfach | verdoppelt | AdvDrop | |||||||
| Kontakt | Distanz | eng | weit | |||||||
| Vokal | 103 | 32,7% | – | – | 15 | 4,8% | 14 | 11,1% | – | – |
| Kons. | 145 | 46% | 1 | 0,3% | – | – | 4 | 1,6% | 10 | 3,2% |
| Gesamt | 248 | 78,7% | 1 | 0,3% | 15 | 4,8% | 18 | 12,7% | 10 | 3,2% |
Zunächst ist zu bemerken, dass sowohl im Ruhrdeutschen als auch im Berlinischen Pronominaladverbien mit einfacher Kontaktstellung überwiegen. Die in der Literatur als regionaltypisch beschriebenen gesplitteten Pronominaladverbien sind also nicht der häufigste Fall. Dies lässt sich auf Ebene der Tokenfrequenz (nicht jedoch auf Ebene der Typenfrequenz) erneut als Konvergenz hin zum Standarddeutschen deuten.
Interessant sind auch die Häufigkeitsrelationen zwischen den einzelnen Typen der Spaltungskonstruktion. Während Kontaktstellungen im Berlinischen fast vier Fünftel ausmachen, liegt ihr Anteil im Ruhrdeutschen bei nur wenig mehr als der Hälfte. Es zeigt sich hier also auch, dass zumindest in den hier ausgewerteten Daten das Berlinische viel weniger spaltungsfreudig ist als das Ruhrdeutsche. Insbesondere die Distanzstellung des abgespaltenen Adverbs ist im Ruhrdeutschen ausgesprochen häufig, im Berlinischen dagegen nur mit einem einzigen Beispiel belegt. Berlinisch verhält sich bezüglich der Pronominaladverbien sozusagen „hochdeutscher“ als Ruhrdeutsch. Dies könnte entweder auf einen stärkeren Abbau des niederdeutschen Einflusses im Berlinischen hindeuten oder aber wir haben es hier mit einer kleinräumigeren Binnendifferenzierung der in Fleischer (2002) herausgearbeiteten großen Areale zu tun. Eine solche Annahme wird durch die Ergebnisse in Jürgens (2013) gestützt. Jürgens verzeichnet in ihren beiden östlichsten Untersuchungsorten (in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg) deutlich seltenere Vorkommen von Spaltungskonstruktionen als im übrigen norddeutschen Raum. Womöglich besteht hier innerhalb des Niederdeutsch-Gebiets ein West-Ost-Gefälle, das sich auch im Vergleich zwischen Ruhrgebiet und Berliner Raum zeigt.
Gemeinsam ist dem Ruhrdeutschen und dem Berlinischen die Beschränkung auf konsonantisch anlautende Präpositionen bei der einfachen Distanzstellung und bei Adverb-Drop (die beiden Konstruktionen ähneln einander sehr, wenn sie nicht ohnehin als Ausprägungen ein und desselben Strukturmusters aufzufassen sind). „Nackte“ vokalisch anlautende Präpositionen in einer Spaltungskonstruktion sind nach Ausweis der hier untersuchten Daten somit klar als Merkmal niederdeutscher Varietäten einzustufen, das in der norddeutschen Umgangssprache und seinen verschiedenen Ausprägungen kaum vorzufinden ist (zu diesem Ergebnis kommt auch Spiekermann 2010 für das nordniedersächsische Sprachgebiet).
Die Konstruktion mit Adverb-Drop spielt in beiden Korpora quantitativ eine untergeordnete Rolle, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass sie nur unter bestimmten Diskursbedingungen auftreten kann (hier wäre etwa an die informationsstrukturelle Konfiguration zu denken: ein ausgelassenes da muss plausiblerweise gegebene Information kodieren; hierzu fehlen allerdings detaillierte Untersuchungen). Zudem ist die Position der Adverb-Ellipse alles andere als leicht zu bestimmen. Es ist nicht unmittelbar evident, dass in Beispielen wie (16) eine Ellipse im Vorfeld vorliegt. Es könnte sich ebenso auch um Verberst-Deklarativsätze handeln. Die Adverb-Ellipse wäre dann im Mittelfeld anzunehmen (siehe die kurze Diskussion dazu in Freywald 2017).
Abschließend lässt sich aus dieser Fallstudie das Fazit ziehen, dass sich sowohl im Ruhrgebiet als auch im Berliner Raum grundsätzlich die syntaktischen Muster zeigen, die für die norddeutsche Umgangssprache allgemein erwartbar sind. Das sich abzeichnende frequentielle West-Ost-Gefälle kann der Reflex eines allgemeineren raumbildenden Musters im norddeutschen Raum sein oder aber auf eine ausgeprägtere Standardkonvergenz im Berlinischen hindeuten. Diesen Fragen muss und soll in künftigen Analysen weiter nachgegangen werden. Auch soziale Faktoren, die die Verwendung der Distanzstellung speziell in den urbanen Räumen möglicherweise beeinflussen, bleiben noch zu klären.
7 Zusammenfassung und Ausblick
Der Vergleich zwischen Stadt und Stadt, nämlich zwischen den beiden bedeutendsten Metropolregionen Deutschlands, dem Ruhrgebiet und dem Berliner Raum, hat eine wesentliche Parallele zwischen diesen beiden sprachlichen Regionen offengelegt: Im Ergebnis der in beiden Regionen ähnlich verlaufenden Ausgleichsprozesse – sowohl horizontales „regional dialect levelling“ auf Ebene von Nicht-Standard-Varietäten als auch vertikale Konvergenz hin zum Hochdeutschen bzw. heute hin zum Standard – bleiben bestimmte dialektal bedingte Merkmale erhalten, die sich stabilisieren und zu einem jeweils eigenständigen, von den ursprünglichen Dialekten jedoch verschiedenen System entwickeln (z. B. entlang des Verschmelzungskontinuums bzw. Grammatikalisierungspfads im Falle der Präposition-Artikel-Klitisierungen). Es liegt im Lichte der historischen Entwicklung beider Metropolregionen sehr nahe, dass die Verfügbarkeit solcher weder dialektnoch standardkonformer Systeme Varianten generiert, die speziell im urbanen Raum zu fein differenzierter sozialer Distinktion genutzt werden können (aber unter Umständen auch zu Stereotypisierung führen). Diesen letzten Punkt konnten wir in diesem Beitrag freilich noch nicht näher beleuchten, dies erscheint uns jedoch als eine zentrale Forschungsfrage, die sich aus den hier vorgestellten Ergebnissen eröffnet.
Die vor sich gehenden Ausgleichsprozesse sind ein generelles Merkmal urbaner Varietäten (deshalb lohnt es sich, weitere Städte mit Städten zu vergleichen); die konkrete Ausprägung hinsichtlich der formalen und funktionalen Beschaffenheit der dabei entstehenden linguistischen Systeme ist aber fürs Ruhrdeutsche und Berlinische spezifisch und besonders interessant, da beide das Ergebnis ganz ähnlicher sprachgeschichtlicher Entwicklungen darstellen.
Vergleichbar ist der historische Prozess der Überschichtung niederdeutscher Varietäten durch das Hochdeutsche, zuerst in der Schriftlichkeit und zeitlich versetzt auch in der Mündlichkeit. Parallel verläuft auch das soziale „Herabsinken“ dieser jeweils zunächst prestigeträchtigen Varietät, die zunächst einen Orientierungspunkt für sozial aufwärts strebende Bevölkerungskreise darstellt und an Ansehen verliert, sobald große Bevölkerungsteile, die als Industriearbeiter zugewandert und wenig gebildet sind, sich ihrer bedienen. Sie trägt von nun an das Stigma eines sozial niedrigen Status (auch wenn ihr heute in bestimmten Zusammenhängen durchaus ein „verdecktes“ positives Prestige zukommt).
Gemeinsam ist beiden urbanen Zentren des Weiteren eine Historie mit wiederholten Phasen rapider Zuwanderung in kurzer Zeit und großem Ausmaß. Die dadurch jeweils gegebene Mehrsprachigkeitssituation der multilingualen und multidialektalen urbanen Gesellschaft kann als Innovationsmotor betrachtet werden (cf. Menge 1985b; Wiese 2013, 2020). Dies beobachten wir aktuell in der Entstehung neuer Varietäten wie Kiezdeutsch (cf. Wiese 2013), es gilt jedoch sicherlich auch für die früheren Perioden eines schnellen Anstiegs der Bevölkerungszahl durch Zuwanderung und damit der sprachlichen Diversität. Die Effekte einer solchen sehr dynamischen Sprachkontaktsituation haben die oben genannten Prozesse sicher begünstigt.
Auch in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen sowohl Berlin als auch das Ruhrgebiet eine Phase zunehmender sprachlicher Diversität, die durch vielfältige Migrationsprozesse entsteht. Beide Zentren stellen heute mehrsprachige Gesellschaften dar. Die daraus resultierende dynamische und innovationsfreudige Triebkraft interagiert mit den gleichzeitig stattfindenden regionalen Levelling-Prozessen, wie sie etwa durch bildungsund arbeitsbedingte Mobilität und innerdeutschen Zuzug ausgelöst werden.
Als zwei Beispiele für hoch saliente syntaktische Strukturen im Ruhrdeutschen und im Berlinischen haben wir in diesem Beitrag die Klitisierung von Präposition und Artikel und die Distanzstellung bei Pronominaladverbien betrachtet. Für beide Phänomene wurden als empirische Grundlage Korpusdaten der gesprochenen Sprache aus diesen beiden Regionen herangezogen.
Fürs Ruhrdeutsche hat sich bestätigt, dass bei der Präposition-Artikel-Klise das Stadium der Flexion erreicht ist: Sämtliche Artikelformen können Klitika bilden (cf. auch Schiering 2005, 2009; Nübling 1992, 2005). Hier kann durchaus von einer möglicherweise durch den spezifischen dynamischen Kontext unterstützten Generalisierung eines auch im Standarddeutschen vorhandenen (jedoch beschränkten) Musters im Sinne einer vollständigen Paradigmenbildung gesprochen werden. Niederdeutsche Einflüsse zeigen sich zum einen wohl in der Klitisierung selbst, zum anderen aber auch in dem konsequenten Zusammenfall der Dativund Akkusativformen bei den klitischen Artikelresten. Feminine Artikel bilden das Klitikon -e .aufe Bank, inne Tasche), Artikel im Maskulinum und Neutrum bilden das Klitikon -m .aufm Klavier, durchm Regen). Dieser Umstand kann als vertikale Konvergenz eingeordnet werden, die durch den spezifischen Prozess der allmählichen Ablösung des Niederdeutschen durch das Hochdeutsche – mit einer Zielorientierung auf das Hochdeutsche hin – wirksam geworden ist.
Die Parallele zum Berlinischen zeigt sich darin, dass auch hier der Endpunkt der Verschmelzungsskala erreicht ist (siehe Abbildung 1 oben). Wie im Ruhrdeutschen findet sich auch im Berlinischen Formengleichheit bei klitischen Artikelresten im Dativ und Akkusativ, wenn auch nicht ganz so konsequent. Die Gründe und Katalysatoren dafür dürften sich ganz ähnlich darstellen wie im Ruhrdeutschen. Allerdings besteht im Berlinischen bei den klitischen Artikelresten (noch) eine Selektivität hinsichtlich der phonologischen Form der vorhergehenden Präposition. Klitisierung des Artikelworts die ist nur bei Präpositionen möglich, die auf den Nasal /n/ auslauten (inne Zeitung, anne Ampel etc.), nicht bei anderen Auslautkonsonanten. Im letzteren Fall, also z. B. auf, durch etc., finden sich im Berlinischen sehr viel häufiger als im Ruhrdeutschen reduzierte Artikelformen, in denen der alveolare Plosiv erhalten ist (aufde, durchde etc.). Dies könnte eine Vorstufe zur vollständigen Klitiserung sein, die das Ruhrdeutsche bereits hinter sich gelassen hat.
Die zweite Fallstudie zur Syntax von Pronominaladverbien hat Frequenzunterschiede hinsichtlich der Spaltungskonstruktion erbracht. Die Distanzstellung des Adverbs daund der im Pronominaladverb enthaltenen Präposition (da weiß ich nichts von) ließ sich im Ruhrdeutschen sehr häufig, im Berlinischen jedoch fast gar nicht nachweisen. Auch Distanzstellung eines verdoppelten da .da weiß ich nichts davon/drüber) ist im Ruhrdeutschen häufiger anzutreffen als im Berlinischen. Im Resultat erweist sich das Berlinische als wesentlich weniger aufspaltungsfreudig als das Ruhrdeutsche. Kontaktstellungen, also Pronominaladverbien ohne Spaltung oder Adverbverdopplung (davon weiß ich nichts), machen entsprechend in den Berlinisch-Daten fast 80% aus. Dies überrascht insofern, als die Spaltungskonstruktion auf niederdeutschem Gebiet durchgängig verbreitet sein sollte (cf. Fleischer 2002). Allerdings könnte innerhalb dieses Gebiets ein West-Ost-Unterschied bestehen, wie er sich auch in der Untersuchung von Jürgens (2013) in Daten aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg andeutet.
Zusammenfassend lässt sich vorläufig sagen, dass die beiden hier diskutierten Phänomene im Ruhrdeutschen ausgeprägter erscheinen. Dies könnte, wie oben schon angerissen, entweder auf eine stärkere Standardkonvergenz im Berlinischen hindeuten oder auf divergierende Systematisierungstendenzen bei ähnlicher Ausgangsbasis zurückzuführen sein (selbstverständlich ist auch ein Zusammenwirken dieser beiden Faktoren denkbar). Hier sind weitere Analysen auf breiter empirischer Grundlage vonnöten, sowohl synchron als auch diachron.
Wir hoffen, mit dem Vergleich der urbanen Varietäten in den beiden ausgewählten Metropolregionen dennoch gezeigt zu haben, dass sowohl mit Blick auf die Grammatik als auch hinsichtlich der Auswirkungen der soziohistorischen Voraussetzungen ein Stadt-und-StadtVergleich ausgesprochen lohnend ist!
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Fußnote